München – Obwohl sich BMW anders als Audi oder Mercedes nicht endgültig vom Verbrenner verabschieden will, läuft es in Sachen E-Mobilität beim Münchner Autobauer bestens: 1,2 Millionen Fahrzeuge hat der bayerische Dax-Konzern im ersten Halbjahr verkauft, 152 936 oder 13 Prozent davon waren elektrisch. Das ist nicht nur eine Verdopplung der E-Autoverkäufe im Vergleich zum Vorjahr, sondern auch eine im Branchenvergleich relativ hohe Elektroquote. „Dabei geht es jetzt erst richtig los mit dem Hochlauf der Elektromobilität“, versprach BMW-Chef Oliver Zipse am Donnerstag bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen in München.
Zipse meinte dabei nicht nur Modelle wie den i4, den iX, den iX3 oder den i3, die im ersten Halbjahr Verkaufsschlager waren. Auch den i5, dessen Produktion gerade in Dingolfing startet, erwähnte er eher nebenbei. Zipse hatte vor allem die „Neue Klasse“ genannte nächste Generation von E-Modellen im Sinn, die am 2. September auf der Automesse IAA in München vorgestellt wird und ab 2025 vom Band laufen soll. Sie wird nicht nur technisch Maßstäbe setzen, sondern der Marke auch ein frisches Gesicht geben. Dieses dürfte stark an das im Januar gezeigte Konzeptfahrzeug iVision Dee erinnern und wie die Studie Vision Circular viel Recyclingmaterial verwenden.
Wie wegweisend diese neue elektrische Fahrzeuggeneration für BMW wird, machte Zipse am Donnerstag noch einmal deutlich: „Die Neue Klasse ist ein Megaprojekt, das das gesamte Unternehmen durchzieht“, sagte er. „Sie bedeutet nichts geringeres als die Zukunft der Marke BMW, des Unternehmens und unseres Portfolios.“ Auch, wenn Zipse gerne betont, dass nur Europa Verbrenner verbiete, man als globales Unternehmen aber für den Weltmarkt produziere und deshalb noch lange alle Antriebsarten bauen werde, machten seine Worte klar: Der Zukunftsmarkt sind ganz klar die E-Autos. Diese werden auch anders als lange befürchtet mittlerweile mit guten Margen verkauft.
Mit Blick auf den Weltmarkt, wo die Hälfte der neuen E-Autos durch China rollen, tut ein großer Wurf auch Not. Weil die deutschen Autobauer den Einstieg in die E-Mobilität lange verzögert haben, ist die Konkurrenz sehr nahe gerückt – und manchmal sogar vorbeigezogen. So verkaufte BYD aus China im ersten Halbjahr 2023 weltweit erstmals mehr Autos als BMW. „Die Chance, dass BMW in Zukunft wieder vor BYD liegt, dürfte null sein“, schätzt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center for Automotiv Research in Duisburg. Und Tesla aus den USA setzt fast fünfmal mehr Autos ab als die Bayern – zumindest, wenn man nur die elektrischen Modelle zählt.
Zu spüren bekommt man das in der Isar, wo man stark auf zahlungskräftige Premiumkunden baut, bisher aber kaum. Die Geschäfte liefen im ersten Halbjahr laut den Worten des neuen BMW-Finanzvorstand Walter Mertl sehr „solide“. Besonders gut war das zweite Quartal, in dem die Verkäufe in den USA, Asien und Europa anzogen und BMW zugleich weiter hohe Preise verlangen konnte. Der Konzernumsatz legte um sieben Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres auf 37,2 Milliarden Euro zu. Der Nettogewinn fiel zwar leicht auf knapp drei Milliarden Euro. Das lag aber laut BMW an einem Einmaleffekt wegen der Integration des chinesischen Joint Ventures BMW Brilliance.