Schnäppchen beim Heizöl möglich

von Redaktion

VON MATTHIAS SCHNEIDER

Die gestiegenen Rohstoffpreise sind beim Heizöl angekommen. Doch der Markt gilt als überhitzt, kommende Woche könnte sich ein günstigeres Zeitfenster auftun.

Heizöl

Seit Anfang Mai war Heizöl in Bayern meist unter 90 Cent brutto den Liter erhältlich. Grund waren niedrige Rohölpreise, die aufgrund der schwachen Nachfrage aus China unter den Prognosen herumdümpelten. Binnen zwei Wochen zogen die Preise aber auf gestern 103 Cent brutto den Liter an. Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist Rohöl teurer geworden. Die Förderkürzungen der Opec+ treffen auf eine steigende Nachfrage. Kostete ein Fass Rohöl Ende Juli noch 75 Dollar, sind es heute über 85. Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass die Förderländer ihre Kürzungen bis Ende September verlängern werden. Die Analysten der Commerzbank erwarten binnen Monatsfrist einen Anstieg um über zwölf Prozent. Es kommt jetzt durch das statische Angebot aber stark auf die globale Nachfrage an. Die DZ-Bank erwartet Richtung Jahresende 85 Dollar pro Fass.

Preissteigerungen müssen aber nicht beim Gasöl ankommen. Das Vorprodukt für Heizöl und Diesel kostete monatelang zwischen unter 700 und 750 Dollar pro Tonne. Die Marge zwischen Roh- und Gasöl war dabei ausgesprochen niedrig, erklären die Commerzbank-Analysten. Durch den steigenden Ölpreis und gesunkene Diesellieferungen aus China stiegen die Gasölpreise aber deutlich. Laut Commerzbank exportierte das Reich der Mitte nur einen Bruchteil der Menge aus dem ersten Quartal. Die verringerten Lieferungen könnten demnach die Nachfrage nach US-Diesel erhöhen – was in einem Gasöl-Preis von aktuell über 900 Dollar die Tonne eingepreist sei.

Der Preisanstieg übersteigt aber die Rohstoffkosten deutlich: Laut Commerzbank vergrößerte sich die Marge in den vergangenen zwei Wochen um 50 Prozent. Die Analysten glauben jedoch, dass die Marge im Laufe des Jahres wieder schmelzen wird. Falls ja, könnte das steigende Rohölpreise auffangen. Allerdings gibt es Risiken: Die USA haben binnen einer Woche so viel Rohöl ausgelagert wie seit 40 Jahren nicht. Und auch die Gasöllager in Europa und den USA sind relativ niedrig befüllt.

. Tipp für Verbraucher

Oliver Klapschus, Chef des Vergleichsportals Heizöl24, rät abzuwarten: „Bis Donnerstag haben die Heizölkunden stark in den Aufschwung reingekauft, das hat jetzt nachgelassen.“ Denn die Schwarmintelligenz sei ein guter Indikator. „Verbraucher sollten die kommende Woche abwarten, ob es einen Rücksetzer gibt: Fünf Cent Abschlag pro Liter sind möglich.“ Denn: „Beim Gasöl sind die Margen schon sehr hoch. Bisher ist der Preis aber nicht durch physische Knappheit gerechtfertigt, der Gasölpreis kann in den kommenden Wochen also durchaus wieder sinken.“

Aber: „Zum Ende der Sommerferien beginnt die Hauptsaison, wo auch Hausverwaltungen kaufen. Davor sollte man seine Schäfchen ins Trockene gebracht haben.“ Aktuell macht es Sinn, die Heizölpreise täglich zu vergleichen.

Strom und Gas

Die kurzfristigen Gaspreise pendeln seit Wochen zwischen 25 und 30 Euro pro Megawattstunde. Volle Speicher und dünne Nachfrage – auch durch die Stromerzeuger lassen die Gastanker ihre Ware unter Transportkosten abladen. Doch das reicht nicht für weitere Schnäppchen: In Ostasien werden kurzfristig konsequent über 36 Euro bezahlt, das verhindert dauerhaft niedrigere Preise. Vor allem überwiegt die Unsicherheit: Bei den Termingeschäften für 2024 – wichtig für aktuelle Neukundentarife – sinken die Preise seit Monaten nicht unter 48 Euro. Das ist rund doppelt so viel wie vor der Krise.

Ähnliches Bild beim Strom: Ein hoher Ökostromanteil – gestern 83 Prozent – hat die Preise von 100 Euro die Megawattstunde im April auf aktuell 75 bis 80 Euro gedrückt. Für das kommende Jahr werden aber 135 Euro aufgerufen.

. Tipp für Verbraucher

Günstiges Erdgas kostet rund 9,1 Cent brutto, günstiger Strom unter 30 Cent – und die Risiken am Markt sind nach wie vor groß. Wer sich absichern will, sollte im Sommer einen Vertrag mit langer Preisbindung erwägen.

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