Ernte heuer eine Zitterpartie

von Redaktion

Berlin/München – Ein wochenlang nasses Frühjahr, gefolgt von fast zwei Monaten Trockenheit und nun wieder ständig Niederschläge: Das Wetter in diesem Jahr mit seinen langen Tiefdruck- und Hochdruckphasen zeigt laut Bauernverband deutlich die Auswirkungen des Klimawandels. Die Getreideernte wird deshalb unterdurchschnittlich ausfallen– bei Kartoffeln und Gemüse, Mais und Zuckerrüben dagegen werden die Landwirte im Herbst wohl einen „ordentlichen Ertrag einfahren können“, wie Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte.

Vor allem beim Winterweizen, der bedeutendsten Getreideart hierzulande, erwarten die Landwirte eine schlechte Ernte. Viele Bauern hätten den Weizen wegen des ständigen Regens nicht dreschen können, vielerorts ist er „auf dem Halm gekeimt“ und könne daher nicht mehr für Brot verwendet werden, sagte Rukwied bei der Vorstellung der vorläufigen Erntebilanz. Dieses Getreide landet dann in den Futtertrögen oder in der Biogasanlage. Steigende Preise für das Brotgetreide erwartet der Bauernverband aber trotzdem nicht – denn europaweit wird die Weizenernte über dem Durchschnitt liegen, dazu kommen Weizenimporte aus der Ukraine. Letzteres nannte Rukwied „paradox“, denn dringend gebraucht werde das Getreide in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Politik müsse „alles dafür tun, dass der Transit durch Europa funktioniert und der Seeweg wieder in Gang kommt“, forderte er. Auch beim Raps erwartet der Bauernverband eine unterdurchschnittliche Ernte. Die Wintergerste hingegen konnte bis Ende Juni, also noch vor der Regenperiode, eingebracht werden und lieferte überdurchschnittliche Erträge.

Mit Blick auf den Klimawandel sagte Rukwied, die Landwirte müssten die Möglichkeiten haben, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen. Der Bauernpräsident nannte etwa die Züchtung widerstandsfähigerer Pflanzen, eine breite Palette an Pflanzenschutzmitteln und den Ausbau der Bewässerung.

Derzeit werden in Deutschland rund drei Prozent der Flächen bewässert, vor allem im Obst- und Gemüseanbau. Dieser Anteil müsse auf vier, fünf Prozent ansteigen. Hier wünschen sich die Landwirte eine „positive Begleitung“ durch die Behörden – etwa wenn es um Genehmigungen für Brunnenbohrungen oder Wasserentnahme geht.

Artikel 2 von 7