Geretsried – Die Firma Tyczka dürfte den meisten wegen ihrer Flaschengase bekannt sein. Den Betrieb gibt es bereits seit 1924, also knapp 100 Jahre. Die Hauptgeschäftsfelder sind Flüssiggas und Wasserstoff. Doch die Geretsrieder sind auch ein namhafter Industriegasehersteller – und wollen damit jetzt die Industrie in Oberbayern grüner machen. „Wir bieten seit 2023 Luftgase an, die mit Strom aus 100 Prozent österreichischer Wasserkraft hergestellt sind“, erklärt Ulrich Hanke, Marketing-Chef von Tyczka. Das Potenzial ist groß, denn die Industriegase betreffen jeden Verbraucher indirekt. „Unsere Kunden kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen – zum Beispiel beliefern wir die Lebensmittel-, die Glas- und Metall-Industrie und unterstützen Prozesse wie 3-D-Druck oder Schweißen und Schneiden.“
Die Gase werden aus Transportkostengründen regional produziert und ausgeliefert: „Seit 2015 betreiben wir unseren Luftzerleger in Braunau am Inn, in dem die Luftgase Stickstoff, Sauerstoff und Argon produziert werden“, erklärt Ulrich Hanke. „Neben vielen Kunden in Bayern bedienen wir hiermit einen großen Aluminiumhersteller per Pipeline als Ankerkunden.“
Die Luftzerlegung ist ein sehr energieintensiver Prozess. Durch die Umstellung vom konventionellen Strommix auf reine Wasserkraft werden also enorme Mengen CO2 eingespart.
Bei Tyczka hat man sich bewusst für den physischen Einkauf von Grünstrom entschieden, um die Klimawirkung garantiert zu reduzieren. Denn viele Hersteller bezeichnen ihre Produkte auf Basis von mehr oder weniger seriösen Kompensations-Zertifikaten als „klimaneutral“ – was die Gerichte inzwischen in einigen Fällen kassiert haben, Stichwort Greenwashing.
„Unser Ziel ist es, das Unternehmen zu sein, das die grünen Gase für eine nachhaltige Welt von morgen bereitstellt“, sagt Hanke. Das motiviere die ganze Mannschaft.
Für die Abnehmer bietet das bisher vor allem einen Marketing-Vorteil: Mit unseren TÜV-Süd-zertifizierten „Green Atmospheric Gases“ unterstützen wir unsere Kunden dabei, ihre eigenen Prozesse zu dekarbonisieren“, so Hanke. Die können dann wiederum zweifelsfrei mit grünen Produkten werben. In Zukunft wird auch der steigende CO2-Preis eine Rolle spielen.
Mit den grünen Gasen wagt Tyczka jetzt auch den Markteintritt auf der anderen Seite des Inns: „Nachdem wir uns bisher auf den deutschen Markt fokussiert haben, dehnen wir unser Industriegase-Geschäft nun weiter nach Österreich aus“, so Tyczka Marketing-Chef Hanke. Er ist überzeugt, dass auch die grünen Industriegase in der Alpenrepublik von Interesse sind. MATTHIAS SCHNEIDER