Netzausbau nimmt Tempo auf

von Redaktion

Lehrte – Der Netzausbau ist wahrscheinlich das unterschätzteste Thema der Energiewende. Denn bisher sorgt die veraltete Netzstruktur für eine unnötig schlechte Kosten- und Klimabilanz.

Dementsprechend hatte der Übertragungsnetzbetreiber Tennet Dienstag und Mittwoch zu einem Gipfeltreffen geladen. Vertreten waren unter anderem das Windkraft-Land Niedersachsen, die bayerische Chemieindustrie und die bayerische Energiewirtschaft in Form von VBEW-Verbandschef Detlef Fischer.

Letzterer lobte die Beschleunigungsgesetze der Ampel-Regierung: „Der Netzausbau ist für die Energiewende und insbesondere für Bayern als Netto-Importeur unabdingbar. Von unseren Unternehmen höre ich, dass die Anträge zum Netzausbau inzwischen deutlich schneller bearbeitet werden, da herrscht eine ganz andere Stimmung.“

Das sei wichtig, denn: „Die Industrie will die Leitungen am besten gestern“. Besonders in den 2010er-Jahren hatte es erfolgreichen Widerstand der Staatsregierung gegen die Übertragungsleitungen gegeben, die vor allem große Mengen Windstroms von der Nordsee nach Süddeutschland bringen sollen. Mit einiger Verzögerung kommen sie gegen Ende des Jahrzehnts nun doch – zum allgemeinen Nutzen. Fischer: „Es wird auch Zeiten geben, wo bayerische Solar-Überschüsse in den Norden gehen.“ Die Effekte werde man ab dem Jahr 2028 spüren. Doch auch in Bayern gebe es viel zu tun: „Wir müssen die Erneuerbaren ausbauen, aber auch Speicher, um den Strom immer nutzen zu können.“

Dort solle man auch auf Masse setzen: „Natürlich werden auch Verbraucher wichtiger. Aber man muss auch über Elektrolyseure, Pumpspeicher und Großbatterien Skaleneffekte heben.“ Alles in allem: „Die Erwartung ist, dass die Strompreise durch diese Maßnahmen sinken.“

Auch Verbraucher können Teil daran haben, meinte Susan Käppeler, DACH-Chefin der Sonnen GmbH. Die Shell-Tochter vertreibt Stromspeicher für Haushaltskunden und will diese intelligent verknüpfen: „Ein wesentlicher Bestandteil unseres Geschäftsmodells ist es, sonnen-Batterien in Europa, den USA und Australien zu virtuellen Großspeichern zu vernetzen, mit denen wir Schwankungen zwischen Angebot und Nachfrage von erneuerbaren Energien ausgleichen.“

Verbunden werden Erzeuger, Verbraucher und Speicher durch die vier Übertragungsnetzbetreiber, eine davon die Tennet. Sie wachen über die Netzstabilität, greifen also auch auf Speicher und Kraftwerke im Netzgebiet zu. Auf dem Gipfel zog die Tennet eine vorgezogene Bilanz 2023: Baubeginn der Trasse von Niederbayern nach Österreich, Spatenstich für den Südlink-Tunnel unter der Elbe, Antrag auf den vorzeitigen Bau der SuedOstlink. Alles Projekte, die Bayern perspektivisch mit grünem Strom aus vielen Richtungen und Quellen versorgen sollen. Das neue Netz hilft dem Klima – und dürfte die Strompreise senken. MATTHIAS SCHNEIDER

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