Politik soll Anreize fürs Bauen schaffen

von Redaktion

München – Die Krise im Wohnungsbau schlägt sich auch im Geschäft der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken nieder. Um fast die Hälfte sind die neu vergebenen Wohnbaukredite im ersten Halbjahr eingebrochen, berichtete Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern, gestern in München. In Zahlen: um 47 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Scheller, dessen Verband 197 genossenschaftliche Banken im Freistaat vertritt, forderte dringend Entlastungen für die Baubranche. „Denn wenn sich nicht einmal mehr gut verdienende Familien Wohneigentum leisten können, dann wird das zu einem gesellschaftlichen Problem“, sagte er. Weil nämlich Gutverdiener statt zu kaufen oder zu bauen im Mietwohnungsbereich blieben, wachse dort der ohnehin schon große Druck, den dann auch die weniger Begüterten zu spüren bekämen. Konkret verlangte Scheller „zumindest bei den Baunebenkosten und der Bürokratie Entlastung zu schaffen“. Die Grunderwerbsteuer müsse gesenkt und Abschreibungsmöglichkeiten geschaffen werden, wenn das Wohnungsbauziel der Bundesregierung von 400 000 Fertigstellungen im Jahr nicht in noch weitere Ferne rücken soll.

Auch in anderen Bereichen wachse der Verwaltungsaufwand eher, als dass er zurückgehe, so der Verbandspräsident. Dabei könne man sich unproduktive, einzig der Bürokratie geschuldete Tätigkeiten in Zeiten eines akuten Fachkräftemangels noch weniger leisten. „Die Wirtschaft braucht Wachstumsimpulse – und zwar über alle Branchen und Größenklassen hinweg“, sagte Scheller.

Denn auch die Investitionsbereitschaft bei den überwiegend mittelständischen Firmenkunden lasse spürbar nach. Das Kreditvolumen sei zwar um 1,9 Prozent auf 74,2 Milliarden Euro gestiegen, das Wachstum bleibe aber hinter den Vorjahren zurück.

Dennoch zeigte sich Scheller mit der Halbjahresbilanz insgesamt zufrieden. Die Ertragslage sei stabil, die Gesamtausleihungen stiegen um 1,4 Prozent auf 138,7 Milliarden Euro, die Kundeneinlagen um 1,7 Prozent auf 267,4 Milliarden Euro.

Dabei schichteten die Kunden derzeit ihr Geld in länger laufende, höher verzinste Anlagen um. Das Volumen der Termineinlage habe sich im ersten Halbjahr auf 18,8 Milliarden Euro verdoppelt. Auch Fonds und Aktien sind laut Scheller stärker gefragt. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres hätten die Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern 100 000 entsprechende Sparpläne eingerichtet und 60 000 neue Depots eröffnet. Dieses Geschäft habe insgesamt um sieben Prozent auf 113 Milliarden Euro angezogen.

Positiv habe sich auch die Eigenkapitalausstattung der Genossenschaftsbanken entwickelt. Sie wuchs um 0,67 Prozentpunkte auf 17,6 Prozent.

CORINNA MAIER

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