Berlin – Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist laut einer Umfrage aktuell auf einen Tiefpunkt gesunken. „Nie waren die Sorgen um die eigene Wettbewerbsfähigkeit größer“, erklärte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Ihr Energiewende-Barometer fiel auf den schlechtesten Wert seit 2012.
Das aktuelle Energiewende-Barometer basiert laut DIHK auf Einschätzungen von Betrieben aus der Breite der Wirtschaft. Der aktuellen Erhebung liegen die Antworten von insgesamt 3572 Unternehmen zugrunde.
Der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks sagte: „Während früher die Unternehmen auch Chancen in der Energiewende gesehen haben, überwiegen nun in der Einschätzung der gesamten Wirtschaft die Risiken.“ Weite Teile der Wirtschaft treibe die Sorge um eine auch mittel- und langfristig mangelhafte Energieversorgung stark um. „Das ist eine insgesamt besorgniserregende Entwicklung, die wir alle sehr ernst nehmen sollten.“ Unternehmen verlagerten Produktion zum Beispiel in die USA – die dortige Regierung hat ein milliardenschweres Subventionsprogramm beschlossen. Dercks nannte aber auch eine Verlagerung von Produktion oder den Aufbau neuer Kapazitäten etwa in Frankreich, wo es einen niedrigeren Industriestrompreis gibt. Am stärksten ausgeprägt sind die Abwanderungstendenzen bei Unternehmen ab 500 Mitarbeitern, wie die Umfrage ergab. Demnach planen oder realisierten hier 43 Prozent der befragten Unternehmen, Kapazitäten ins Ausland zu verlagern. Diese Firmen seien häufig eng mit dem Ausland verflochten und stünden in einem besonders ausgeprägten Standortwettbewerb.
Aus DIHK-Sicht greift ein Industriestrompreis zu kurz, weil er nur besonders energieintensiven Unternehmen zugutekomme. Notwendig sei eine Entlastung für die Breite der Wirtschaft. mm, dpa, afp