Noch über 44 000 Lehrstellen offen

von Redaktion

München – Die Lage am bayerischen Ausbildungsmarkt hat sich entspannt – ein bisschen wenigstens. Zwar bleiben auch zum diesjährigen Start ins Ausbildungsjahr viele Lehrstellen frei, aber insgesamt ist ein Zuwachs an Auszubildenden festzustellen, sowohl im Handwerk als auch in Gewerbe und Industrie.

Nach gestern veröffentlichten Zahlen der Handwerkskammer treten Anfang September in ganz Bayern 21 000 junge Leute eine Berufsausbildung im Handwerk an, immerhin 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Bereich der Industrie- und Handelskammer starten bayernweit 44 000 Lehrlinge, ein Plus von 5,3 Prozent.

Dennoch bleiben für viele Betriebe die Aussichten düster: In Bayern sind noch 44 426 Lehrstellen umbesetzt, dem stehen laut Zahlen von IHK und Arbeitsagentur nur 14 431 unversorgte Bewerber gegenüber. Rein rechnerisch hat damit jeder Bewerber drei Lehrstellen zur Auswahl.

Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl betont die Rolle von jungen, gut ausgebildeten Handwerkern für die Energiewende, aber auch für das Weiterbestehen zahlreicher Betriebe, die in den nächsten Jahren zur Übernahme anstehen. 22 000 Handwerksunternehmen im Freistaat suchen dann einen neuen Chef oder eine neue Chefin.

130 Lehrberufe hält das Handwerk bereit, rund 200 sind es in Industrie und Gewerbe. Doch viele Schulabgänger konzentrieren sich auf einige wenige Ausbildungsberufe, wie man bei beiden Kammern feststellt. In der IHK-Liste der beliebtesten Berufe stehen an der Spitze Einzelhandelskaufleute, Fachinformatiker, Kaufleute für Büromanagement, Verkäufer und Hotelfachleute.

IHK-Präsident Klaus Josef Lutz weist darauf hin, dass diejenigen, die noch keine Lehrstelle gefunden haben, weiterhin gute Chancen hätten, einen Platz zu finden. Allein in Oberbayern sind in IHK-Berufen noch 11 545 Ausbildungsplätze frei, bei nur 4860 unversorgten Bewerbern.

Die Kammern werben um Nachwuchs auf vielen Kanälen. Das Handwerk hat unlängst ein Influencer-Netzwerk gegründet. Über Instagram versuchen junge Handwerker, Schulabgänger für ihre Berufe zu begeistern. „Wir bekommen viel positives Feedback“, berichtet Peteranderl. Auch IHK-Präsident Lutz weist auf diverse Initiativen – von Bildungspartnerschaften bis zu Ausbildungsscouts hin. „Gerade in Gymnasien“, so Lutz, „erfolgt die Berufsorientierung oft zu einseitig in Richtung Studium“.

CORINNA MAIER

Artikel 3 von 11