Deutsche Autobauer suchen Kontakt mit Besuchern

von Redaktion

München – Die IAA Mobility bleibt als Fachmesse bescheiden. Viele globale Automobilhersteller ignorieren den wichtigsten deutschen Branchentreff. Auffällig gut vertreten: Zulieferer und chinesische Hersteller.

Man könnte nachmessen. Der Messeauftritt von Volkswagen ist kaum größer als der des chinesischen Automobilkonzerns BYD (Build your Dream), und die von Opel, Mercedes, BMW sogar kleiner. Dafür sucht man Japaner und Koreaner zumindest als Fahrzeughersteller vergebens. Werden auf der IAA die Gewichte innerhalb des Fernen Ostens neu verteilt? Und haben die Deutschen ihren Auftritt auf der deutschen Automobil-Leitmesse zu gering dimensioniert?

Die Sache ist einfacher: Die deutschen Hersteller sind auf der Messe pflichtschuldig vertreten. Doch sie setzen ihren Schwerpunkt eindeutig beim „Open Space“. Hier kommen Sie mit Endkunden ihrer Produkte in Kontakt. Hier können sie allen Interessierten zeigen, was sie bieten.

Und möglicherweise sind die Chinesen ein bisschen in eine Falle getappt. Denn bei Messen in Peking oder Shanghai merkt man als Beobachter schnell, dass dort der Fachbesucherstatus, recht großzügig unters Volk geworfen wird.

In München ist das anders. Und so können heimische Hersteller auf breites Interessen am Open Space rechnen, während die Hersteller aus dem Land der Mitte in den nächsten Tagen vergeblich auf potenzielle Endkunden warten, die sie zur Eroberung der Märkte in Europa so dringend brauchen.

Die Produkte aus Fernost sind freilich ordentlich und müssen sich nicht verstecken. Chinesische Autos sind überwiegend, aber nicht durchgängig, größer als europäische und sie wirken im Design nur ein bisschen hausbacken.

Ob man daraus einen Vorteil ziehen kann? Wird sich zeigen. Der VW-Konzern versucht’s, indem er diesmal besonders aggressiv aufs Design setzt. Ein sportlicher Zweisitzer der spanischen Subtochter Cupra wirkt ein bisschen so, als hätten sich Tiere mit überdimensionalen Zähnen ineinander verbissen (Batmobil lässt grüßen). Und ein elektrischer GTI (ohne die namensgebende Einspritzpumpe) setzt eher aufs junge Publikum mit Testosteronreserven.

BMW und Mercedes bleiben bei dem, was sie schon vor der Messe angekündigt haben. Hier die neue Klasse und dort ein elektrisches Einstiegsmodell. Beide zielen in die gleiche Richtung: Elektromobilität fürs breite Publikum bei erstaunlich hohen angekündigten Reichweiten. Und auch Opel zeigt mit der Crossover-Studie Experimental ein Zukunftskonzept.

Und dann gibt es noch, etwas, was die Messe für die Zukunftsfähigkeit sogar ausbauen sollte. Die breite Präsenz von Zulieferern auf großen Ständen. Das könnte ein Plus für die zweigeteilte IAA Mobility werden. Dass, was ja das Wesen jeder Messe ist, Experten untereinander in Kontakt und Austausch treten können, ohne dass ihnen dabei Horden Schaulustiger auf die Füße treten. MARTIN PREM

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