München – Auf der Münchner Automesse IAA Mobility (5. bis 10. September) lässt sich beobachten, wie sich die Branche wandelt, in dem neue Spieler auf den Markt drängen. Und weil die meisten davon aus dem Fernen Osten kommen, sprechen Experten wie der Automobilwirtschaftler Ferdinand Dudenhöffer bereits von der „IAA der Chinesen“.
Kein Wunder also, dass auch das Premierenprogramm in diesem Jahr vergleichsweise speziell ist – natürlich mehrheitlich elektrisch, aber vor allem exotisch. MG, BYD, Leapmotor, Forthing, Denza, Voyah, Yoyo und viele mehr: „Wir haben die Zahl der chinesischen Aussteller verdoppelt“, äußerte sich Hildegard Müller, die als Präsidentin des Branchenverbandes VDA oberste Gastgeberin auf der Messe ist.
Und all diese Marken haben vom Winzling im Stil des Smart Fortwo (Yoyo Pro), über den ersten elektrischen Roadster (MG Cyberster) nach Teslas Erstling bis hin zum Luxusbus (Denza D9) oberhalb der Mercedes V-Klasse vornehmlich elektrische Neuheiten mitgebracht – und wollen den europäischen Anbietern das Wasser abgraben.
Die halten allerdings teilweise tapfer dagegen. Zumindest die deutschen Automarken lassen sich die Show nicht kampflos stehlen – vor allem nicht BMW und Mercedes. Beide haben zwei Studien ins Rampenlicht gerückt, die ab 2025 ganze Modellfamilien begründen sollen. Damit will man den Chinesen mit großen Fortschritten bei Reichweite, Ladeleistung und Effizienz sowie Digitalisierung und Vernetzung Paroli bieten. Bei BMW ist das die sogenannte Neue Klasse. Aus dem Technologiepaket sollen als Erstes die Nachfolger von X3 und 3er entstehen. Und bei Mercedes ist es der nächste CLA, dem noch drei weitere Modelle für die Kompaktklasse folgen sollen.
Hier die selbstbewussten Chinesen mit Hunger auf ein großes Stück des europäischen Auto-Kuchens und da die aufgeschreckten Heimspieler, die ihre PS-Pfründe endlich tapfer verteidigen: Auf den ersten Blick wirkt die IAA wie ein Showdown zwischen China und Deutschland. Erst recht, weil weder die Japaner noch die Koreaner in München sind und aus dem europäischen Ausland auch nur ein paar Töchter aus der BMW- und der VW-Familie von sich reden machen.
Aber auf den zweiten Blick erkennt man eine dritte PS-Weltmacht, die mit neuen Spielern wieder aufbegehrt. Denn während General Motors der Messe genauso fernbleibt wie Jeep und Chrysler und Ford nur den umgebauten VW zeigt, sind zwei andere Amerikaner nach München gekommen.
Fisker hat im Umfeld der IAA die Europapremiere von gleich drei neuen Modellen gefeiert und auch Tesla hat zurück auf die Messe gefunden. Nach einem Jahrzehnt IAA-Abstinenz sind die Kalifornier wieder da.
Denn der Markt, so sagen es die Analysten auf der Messe in München, wird gerade neu aufgeteilt. „Und wer da jetzt nicht dabei ist, der geht womöglich leer aus“, sagt Jan Burgard vom Strategieberater Berylls. dpa