Berlin – Insbesondere bei Kleidung wächst der Markt mit Secondhand-Ware. Die Beratungsgesellschaft PwC geht davon aus, „dass das Volumen des Secondhand-Modemarktes in Deutschland von rund 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf fünf bis sechs Milliarden Euro bis 2025 ansteigen wird“, wie sie am Donnerstag mitteilte.
Für den gesamten Markt mit gebrauchten Waren prognostizierte der Handelsverband Deutschland bereits im Mai ein Wachstum von acht Prozent auf rund 15 Milliarden Euro für das laufende Jahr. Zum Vergleich: 2019 lagen die Umsätze mit Second-hand-Ware noch bei 10,6 Milliarden Euro. Das Gebrauchtwarensegment wachse damit stärker als der Einzelhandel insgesamt, hieß es damals.
Die Daten decken sich auch mit einer aktuellen, allerdings nicht repräsentativen PwC-Umfrage von rund 500 Befragten zu Secondhand-Kleidung. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) haben demnach bereits gebrauchte Erwachsenen-Mode gekauft, weitere 14 Prozent ziehen das in Betracht. Wichtiger Treiber ist demnach der Online-Handel. Mehr als die Hälfte der Befragten kaufte bereits getragene Kleidung auf Internetportalen wie Vinted oder Kleinanzeigen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine repräsentative Umfrage des HDE mit Blick auf den gesamten Secondhand-Markt, der auch Elektronik, Bücher und andere Produkte umfasst. Gut die Hälfte der Verbraucher gab dabei an, bereits zu Secondhand-Ware gegriffen zu haben. Viele wollen es in Zukunft häufiger tun.
Neben dem Preis spielt auch die Umwelt dabei eine immer wichtigere Rolle. Das zeigen auch Befragungen der Umweltorganisation Greenpeace. Im vergangenen Jahr gab dabei mehr als jeder dritte Befragte an, gezielt Kleidung zu kaufen, „bei deren Produktion auf Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und/oder faire Arbeitsbedingungen wert gelegt wird“, heißt es in der repräsentativen Umfrage. Im Jahr 2015 antwortete lediglich jeder vierte Befragte entsprechend.
Trotz dieses Bewusstseinswandels und des damit einhergehenden Marktwachstums für Secondhand-Kleidung ist der Modemarkt von Nachhaltigkeit noch weit entfernt. Zum einen macht Gebrauchtware laut HDE nach wie vor lediglich zwei Prozent des Gesamtumsatzes aus. Auch bei Textilien dürfte der Anteil gering bleiben. Zum anderen braucht es neben dem Verkauf und Kauf bereits getragener Kleidung noch weitere Stellschrauben, um den Modemarkt zu verändern.
Hinzu kommt: In den vergangenen Jahren haben große chinesische Internetkonzerne mit Fast Fashion auch auf dem deutschen Markt Fuß gefasst. Shein oder Temu verkauften „die neue Ultra-Billigkleidung in Deutschland in Tonnen“ vor allem an junge Menschen, sagt Greenpeace-Expertin Viola Wohlgemut.