Stromtrasse nach Bayern: Jetzt geht es los

von Redaktion

VON JANA HEMMERSMEIER

Wewelsfleth – Nach jahrelangen Verzögerungen haben für die Gleichstrom-Trasse Suedlink die Bauarbeiten bei Wewelsfleth in Schleswig-Holstein begonnen. „Mit dem Suedlink wird der Süden Deutschlands zukünftig von den großen Windstrommengen aus dem Norden profitieren können“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Montag. Habeck nahm in Wewelsfleth am offiziellen Spatenstich für den Elbtunnel teil, durch den die Suedlink-Leitung nach Niedersachsen geführt werden soll. Die Elbquerung ist eines der größten Sonderbauwerke von Suedlink.

Wo soll die Stromtrasse verlaufen?

Suedlink soll den Strom aus Windparks in Schleswig-Holstein auf einer Länge von 700 Kilometern über Niedersachsen, Hessen und Thüringen nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. Für den Abschnitt aus dem Norden bis nach Hildesheim im Süden Niedersachsens ist der Betreiber Tennet zuständig, für den südlichen Teil der Betreiber Transnet BW.

Auf einem Großteil der Strecke sollen zwei Stromleitungen parallel verlegt werden. Eine verläuft von Brunsbüttel an der Elbmündung nach Großgartach in Baden-Württemberg, die andere von Wilster nördlich der Elbe nach Bergrheinfeld im Norden Bayerns. Das Umspannwerk Wilster ist von großer Bedeutung: Hier beginnt auch die Nordlink, die die norwegischen Wasserspeicher erschließt. Ebenfalls in diesem Jahr soll der Bau der Suedostlink beginnen. Diese Leitung soll von Magdeburg bis Landshut führen, wo bis vor Kurzem das AKW Isar II Strom einspeiste.

Wie viel Strom kann sie transportieren?

Die Stromtrasse ist auf eine Kapazität von vier Gigawatt ausgelegt. Das entspricht etwa zehn Prozent des Strombedarfs in Deutschland oder der Leistung der drei letzten deutschen Atomkraftwerke, die im April vom Netz gegangen waren. Damit leistet Suedlink nur einen kleinen Beitrag zum Netzausbau, bis 2037 rechnen die Betreiber mit einem Strom-Transportbedarf von mehr als 80 Gigawatt. Die Verbindungen nutzen Gleichstrom, der sich im Gegensatz zum Wechselstrom aus der Steckdose über hunderte Kilometer transportieren lässt. Am Anfang und am Ende einer Leitung stehen Konverter, die den Strom umwandeln und ins Netz einspeisen. Auf der Länge der Strecke ist Suedlink nicht mit dem übrigen Stromnetz verbunden.

Wofür braucht es die neuen Leitungen?

Bis 2045 soll der gesamte Strom in Deutschland aus Erneuerbaren Energien kommen, der größte Anteil daran aus Offshore-Windparks in der Nordsee. Im vergangenen Jahr waren nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie Anlagen mit einer Leistung von insgesamt gut acht Gigawatt in Betrieb, bis 2045 sollen die Kapazitäten auf 70 Gigawatt ausgebaut werden.

Schon jetzt reicht das bestehende Netz nicht aus, um den Strom in ganz Deutschland zu verteilen. Das sorgt für hohe Kosten: Kann der Strom nicht eingespeist werden, müssen Windräder abgestellt und die Betreiber entschädigt werden. In Süddeutschland müssen stattdessen konventionelle Kraftwerke hochfahren.

Wie ist der Stand der Bauarbeiten?

Bislang haben die Behörden zwei der 15 Teilstrecken für den Bau freigegeben: die Leitung unter der Elbe bei Wewelsfleth und einen 17 Kilometer langen Abschnitt im Kreis Heilbronn. Weitere Genehmigungen sollen nach Angaben der Bundesnetzagentur in diesem und im nächsten Jahr folgen. Die Bundesregierung hat Suedlink einen „vordringlichen Bedarf“ eingeräumt, mit dem Netzausbaubeschleunigungsgesetz fällt zudem eine Genehmigungsstufe weg.

Ursprünglich sollte Suedlink bereits 2022 in Betrieb genommen werden. Die Trasse war zunächst als Überlandleitung geplant gewesen, dagegen gab es vor allem in Bayern Widerstand aus der Bevölkerung und der Politik. Die jetzt geplante unterirdische Leitung ist mit einer Investitionssumme von rund zehn Milliarden Euro deutlich teurer.

Artikel 3 von 3