Ingolstadt – Am Freitag wurde auf einem der Ölverarbeitungsgelände, dem der ehemaligen Bayernoil, ein neues Kapitel aufgeschlagen. Dort wurde unter anderem von Audi-Chef Gernot Döllner und Ministerpräsident Markus Söder mit dem Incampus ein Technologiepark eröffnet. Er umfasst unter anderem ein Fahrzeugsicherheitszentrum von Audi und ein neues Rechenzentrum des Unternehmens, den größten Standort von Cariad, der Softwareschmiede des VW-Konzerns. Er beherbergt zudem den Leitstand für IN2Lab, ein digitales Testfeld der Technischen Hochschule Ingolstadt für automatisiertes und vernetztes Fahren und bietet darüber hinaus Raum für weitere Aktivitäten . Auf 15 Hektar des Geländes soll ein naturnaher Auwald entstehen.
Von einem „großen Gewinn für Ingolstadt“ sprach Oberbürgermeister Christian Scharpf. Vorausgegangen waren auf dem ehemaligen Raffineriegelände sieben Jahre harte Sanierungsarbeit. 900 Tonnen Schweröl, 200 Tonnen Leichtbenzin, giftige per- und polyflurierte Chemikalien und Löschschaum der einstigen Betriebsfeuerwehr hatten den Boden verseucht. Zum Teil wurden sie mit Boden-Luftabsaugung aus dem Erdreich gelöst, zum Teil durch Aushub mit nachgeschalteter Bodenwäsche.
Die Sanierung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Bis 2028 wird aus zehn Brunnen am Rand des Geländes Wasser abgepumpt. Eine Aufbereitungsanlage entfernt 99,9 Prozent der noch vorhandenen Schadstoffe. Es handelt sich um eines der größten Bodensanierungsprojekte in ganz Deutschland.
Zum innovativen Ansatz gehört auch die Energiegewinnung. Das zu reinigende Wasser wird mittels Wärmetauscher zum Heizen und Kühlen der Gebäude verwendet. Die Energie soll durch riesige Wärmespeicher (unter anderem ein ehemaliges Feuerlöschbecken mit 29 000 Kubikmetern) für eine gleichmäßige Wärmeversorgung übers ganze Jahr sorgen.
Noch braucht der Incampus Energie von außerhalb. Er wird mit Ökostrom beliefert, wie Audi betont. Doch langfristig soll er autark sein, auf dem Gelände soll die gesamte dort verbrauchte Energie selbst erzeugt werden. Dazu gehören neben Energiespeicherung und Abwärmenutzung auch Wärmepumpen und Photovoltaik.
100 Millionen Euro investierte Audi allein in das Fahrzeugsicherheitszentrum, das nun seinen Betrieb aufnahm. Es soll auf 130 mal 110 Metern mehr und vielfältigere Crashtests ermöglichen als die bisherige Crashhalle auf dem Audi-Werksgelände. Alle möglichen Unfälle sollen dort simuliert werden können. Über 60 verschiedene Crashtest-Dummies kommen dabei zum Einsatz – von Puppen mit Größe und Gewicht eines 18 Monate alten Babys bis 102 Kilogramm schweren Erwachsenen. MARTIN PREM