Wiesbaden – In Deutschland sind die Preise auf Herstellerebene so deutlich gesunken wie noch nie seit Erhebungsbeginn. Im August fielen sie im Jahresvergleich um 12,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das war der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebungen 1949.
Die Statistiker erklärten den Rückgang mit einem Basiseffekt: Im vergangenen Jahr waren die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, zeitweise mit einer Rekordrate von 45,8 Prozent gestiegen. Hauptgrund war der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Energie und viele Rohstoffe verteuert hatte. Mittlerweile sind die Preise wieder gesunken, was auch die allgemeine Teuerung auf Unternehmensebene drückt.
Entscheidend für den starken Rückgang der Erzeugerpreise waren auch im August die Preisrückgänge bei Energie, aber auch bei Vorleistungsgütern. Energie war 31,9 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor.
„Für Verbraucher ist der Fall der Erzeugerpreise eine gute Nachricht“, erklärte Jürgen Michels, Chefvolkswirt der BayernLB, gegenüber unserer Zeitung. „Damit dürfte sich in den kommenden Wochen und Monaten ein spürbarer Preisnachlass für viele Güter zeigen.“
Man dürfe jedoch nicht erwarten, dass das auf demselben Niveau geschieht wie bei den Erzeugerpreisen. Denn: „Die Verbraucherpreise halten sich meist hartnäckiger: Während Erzeugerpreissteigerungen meist direkt weitergegeben werden, gilt das oft nicht für Preissenkungen, die gerade bei Dienstleistungen seltener durchgereicht werden.“ Verbraucher sollten deshalb möglichst oft verschiedene Angebote vergleichen, um günstiger einzukaufen.
Obwohl die Inflation sinken dürfte, ist das Vorkrisenniveau aber noch weit entfernt: „Auf das Niveau der Preisstabilität – das viele Zentralbanken bei ungefähr zwei Prozent Inflation festlegen – werden wir auf absehbare Zeit nicht kommen.“ In den kommenden Monaten drohen weitere Risiken: „Im August ist durch die höheren Preise für Öl und Benzin neuer Preisdruck entstanden. Das könnte, wie andere Energieträger auch, im Winter wieder Probleme machen.“
Außerdem müssen Verbraucher wegen steigender Transportkosten mit höheren Preisen beim Einkaufen rechnen. Davon geht die Logistikbranche aus und sieht als Grund dafür die von der Bundesregierung geplante höhere Lkw-Maut. Dirk Engelhardt, Sprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung, sagte, mehr als 80 Prozent der Güter würden mit dem Lkw transportiert. Der Bundestag berät am Donnerstag erstmals über einen Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Lkw-Maut. Zum 1. Dezember 2023 soll ein CO2-Aufschlag eingeführt werden. Emissionsfreie Lkw, von denen es vergleichsweise wenige gibt, sollen bis Ende 2025 von der Maut befreit werden. mas/dpa