Trotz Rekordzahlen: Flix streicht Strecken

von Redaktion

VON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

München – Es herrscht demonstrative Freude in der Münchner Flix-Zentrale. „Wir haben das erfolgreichste Halbjahr in der Flix-Geschichte hinter uns“, jubelte gestern Flix-Mitgründer André Schwämmlein zur Vorstellung eines Zwischenberichts. Um über die Hälfte seien Passagierzahlen und Umsatz von Januar bis Juni 2023 im Gleichschritt gestiegen. 36 Millionen Fahrgäste brachten 860 Millionen Euro Umsatz weltweit. Zu Buche schlug dabei in ungenanntem Maße auch die Ausweitung von Strecken im fernen Brasilien oder die erstmalige Aufnahme von Finnland und Griechenland ins europäische Flix-Streckennetz.

Zugeknöpft blieben Schwämmlein und Mitvorstand Christoph Debus bei der Frage, wie sich das Geschäft in Deutschland entwickelt. „An einigen Stellen haben wir die Taktung reduziert und Strecken ausgedünnt“, erklärte Debus vage. Jüngste Berichte, wonach ein Fünftel des deutschen Flix-Netzes betroffen sei, bezeichnete er als stark übertrieben. Grund für den Druck auf den Marktführer bei Fernbusreisen ist das Deuschlandticket, das manche Städteverbindung oder Reise zu innerdeutschen Touristenhochburgen speziell auf Streckenlängen zwischen 50 und 300 Kilometer für Flix unrentabel macht.

Wo genau Flix gestrichen hat und in welchem Umfang, wollten weder Schwämmlein noch Debus verraten. Damit bleibt offen, wie groß die Probleme für das Geschäft in Deutschland sind. Man bemühe sich weiter, Teil des Deutschlandtickets zu werden, sagte Debus. Dazu liefen Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium.

Das zeigte sich bislang wenig aufgeschlossen, einen primären Fernbusanbieter in den Geltungsbereich des für Regionalverkehr gedachten 49-Euro-Tickets aufzunehmen. Inwiefern die allgemeinen Preissteigerungen bei Flixbus und Flixtrain zu Verteuerungen geführt haben oder es noch tun, lässt der Konzern weitgehend offen. „Es ist uns gelungen, Preiserhöhungen im großen Ausmaß zu verhindern“, meinte Schwämmlein dazu lediglich.

Er richtet seinen Blick lieber auf die Erfolgsgeschichte im europäischen und globalen Maßstab. Redseliger sind die Manager auch beim Einsatz alternativer Antriebe. Mit der schwedischen VW-Tocher Scania bringt Flix bis 2025 eine erste Flotte von 50 mit Bio-Flüssiggas betriebenen Bussen ins Streckennetz, kündigte Schwämmlein an. Fünf dieser LNG-Busse sollen demnächst auf deutschen Straßen unterwegs sein. Das sei mehr als ein Testbetrieb, betonte der Firmenchef. Ausgelotet werden solle, ob Bio-LNG die Antriebsform der Wahl sei, wenn es darum geht, bis 2040 europaweit klimaneutral unterwegs zu sein. Noch im Teststadium befinden sich Busse mit Wasserstoff- oder Elektroantrieb. Insgesamt fahren unter dem Flix-Logo aktuell weltweit rund 4000 Reisebusse.

In Europa kann Flix kaum noch per Aufnahme neuer Länder wachsen. Außer Irland und Belarus sind alle an das grüne Busnetz angeschlossen. Die USA und Kanada wurden durch die Übernahme der US-Busikone Greyhound 2021 abgedeckt. In Lateinamerika und vor allem in Asien gibt es aber noch große Expansionsmöglichkeiten, die einen Börsengang erfordern könnten. „Das ist eine Option“, erklärte Debus. Konkreter wurde er beim Börsenthema nicht.

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