„Für Barack gab es eine Lederhose“

von Redaktion

INTERVIEW Die Gründer von Bits & Pretzels über Stargäste und München als Start-up-Stadt

München – Ab Sonntag findet in München wieder die Gründermesse Bits & Pretzels statt, mittlerweile zum zehnten Mal. Dazu gehört traditionell am Dienstag eine Abschlussveranstaltung auf der Wiesn. Hat die Messe deshalb schon viele Stargäste wie den ehemalige US-Präsidenten Barack Obama, die Hollywoodstars Kevin Spacey, Jessica Alba sowie Arnold Schwarzenegger angelockt? Das Gründertrio Bernd Storm van’s Gravesande, Andreas Bruckschlögl und Felix Haas – das wie in der Start-up-Szene üblich per Du sein will – erklärt, wie die Idee zur Messe kam und weshalb München ein toller Ort für Start-ups ist.

Die Münchner Start-up-Messe Bits & Pretzels findet ab Sonntag wieder statt – schon zum zehnten Mal. Kommen die Leute dort wirklich wegen des Austauschs oder doch nur wegen der Wiesn?

Felix: Die Wiesn als Veranstaltungsort spielt sicher eine wichtige Rolle. Unser Hauptziel ist es aber, Gründerinnen und Gründer mit den richtigen Menschen in der Szene zu vernetzen. Das Ganze kombiniert mit bayerischer Gemütlichkeit auf der Wiesn – eine Win-win-Situation.

Mittlerweile hattet Ihr schon viele Stargäste auf der Bühne: Barack Obama zum Beispiel, Jessica Alba, Kevin Spacey oder auch Arnold Schwarzenegger. Kommen die wirklich alle mit auf die Wiesn?

Felix: Barack Obama haben wir dafür sogar eine Lederhose geschenkt: Er hatte ja mit der Wiesn geliebäugelt, hat sie dann letztendlich aber doch nicht besucht. Gerade unsere internationalen Gäste aus den USA haben natürlich einen längeren Anreiseweg und versuchen dann, noch andere Verpflichtungen wahrzunehmen, wenn sie schon einmal hier sind.

Andy: Schade, dass Obama nicht mehr auf der Wiesn war. Aber nach unserem Gespräch auf der Bühne bei der Bits & Pretzels gab er mir ganz lässig einen Fistbump. Das war ein so witziger und unerwarteter Moment! Ein Augenblick, den ich niemals vergessen werde.

Und wie war Arnold Schwarzenegger so?

Bernd: Er kam nach München und fühlte sich so heimisch und vertraut. Fast wie zu Hause. Er hatte seine Familie dabei. Darunter seine Söhne, Neffen, Freunde aus Österreich und sogar Schauspielkollegen, mit denen er gerade für Netflix gedreht hatte. Auch sein ältester Fitness-Trainer stieß dazu. Was mich besonders beeindruckte: Arnold Schwarzenegger war unglaublich nahbar und hat sich sehr viel Zeit genommen. Er machte Selfies mit den Teilnehmern und tauschte sich mit jungen Gründern aus. Sein authentischer Auftritt hat bei vielen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Nach der Bits zeigte er sogar auf der Wiesn seine Dirigierkünste im Marstall-Zelt.

Wer kommt dieses Mal?

Bernd: Das Line-up dieses Jahr ist großartig. Unter anderem sind Michelle Obama, Robert Habeck, Oliver Kahn und Klaas Heufer-Umlauf dabei.

Ihr habt die Messe 2013 zum ersten Mal veranstaltet. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?

Andy: Bernd und ich waren damals Gründer von unterschiedlichen Start-ups und zu der Zeit hat eigentlich jeder, wenn es um Start-ups ging, nur über Berlin gesprochen. Bei Gründungen hieß es immer: Ja, da musst du halt nach Berlin – obwohl es in München doch auch tolle Gründer und Unternehmen gibt. Da haben wir beide damals als Regionalvertreter im Bundesverband deutsche Start-ups gesagt, das müssen wir ändern. Und das am besten, indem wir uns sichtbar machen mit einem Event. Gestartet haben wir einfach mit einem Weißwurstfrühstück im Hofbräuhaus.

Bernd: Wir merkten schnell, dass die Gründer Spaß haben, den Austausch schätzen und dass es ihnen was bringt. Beim vierten Event sind wir in den Augustiner gegangen mit Platz für bis zu 400 Menschen. Dann in den Löwenbräukeller mit bis zu 1800 Menschen. Wir mussten dann immer größer denken. Wir wollten vor allem international ein Level erreichen, das die ganz großen Gründer nach München lokt. Die Lösung lag auf der Hand: Wir haben doch das Oktoberfest! Die quasi international wichtigste Veranstaltung in München. Wir wollten das irgendwie kombinieren. So kam das eine zum anderen.

Felix: Die Politik stand sogar auch auf unserer Seite. Damals unterstützte uns zum Beispiel die Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und der zweite Bürgermeister Josef Schmid. Sie fanden die Idee einfach stark und sagten, ja, wir brauchen in München mehr Gründerevents. So ist die Bits & Pretzels zu dem geworden, was sie nun ist: Eine der wichtigsten Veranstaltungen in der Start-up-Szene in Europa. Jetzt sind wir bereits im zehnten Jahr und freuen uns auf über 5000 Gäste aus der ganzen Welt.

Ist München denn wirklich so ein Zentrum für Gründer und junge Firmen?

Felix: München ist definitiv ein Hotspot der europäischen Start-up-Welt. Wir haben ein ausgeprägtes lokales Start-up-Ökosystem. Aufgrund international bekannter Elite-Universitäten wie der TUM oder LMU werden Entrepreneurship und Innovation hier stark gefördert.

Bernd: Wie Hubert Aiwanger sagt: „Bayern ist Gründerland.“ Die Nähe zu hochklassigen Forschungseinrichtungen, einer Vielzahl ansässiger Dax-Unternehmen und Fördergeldern machen München zu einem idealen Umfeld für Start-ups.

Und aus welchen Bereichen kommen Eurer Meinung nach gerade die spannendsten Neugründungen?

Andy: Es gibt immer wieder neue, spannende Themen, Industrien und Geschäftsbereiche. Aktuell sind besonders Neugründungen im Bereich Künstliche Intelligenz und Robotik spannend. Die Anwendungsmöglichkeiten der sogenannten KI erstrecken sich über diverse Felder, von Medizin, Gesundheit und Pharma bis hin zur Industrie. Es ist beeindruckend, welche Chancen und Potenziale sich hier bieten. Für Unternehmensgründer ist jetzt definitiv der richtige Moment, hier aktiv zu werden.

Über die Start-up-Szene werden gerne Witze gemacht. Etwa, dass Gründer immer Chinohosen und Sneakers tragen und so tun, als würden sie jeden Tag 48 Stunden arbeiten. Ist da was Wahres dran oder ist das alles Klischee?

Felix: Wer schon mal ein Unternehmen gegründet hat, weiß natürlich, wie hoch der Arbeitsaufwand ist – vor allem in den ersten Jahren. Wenn die Chinohose in der Wäsche ist, tragen wir aber auch mal eine Jeans.

Interview: Andreas Höß

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