München – Bayerische Unternehmen treibt derzeit nichts so sehr um wie der Mangel an Arbeitskräften. 31 Prozent der Betriebe gaben bei einer Umfrage an, direkt von diesem Problem betroffen zu sein. „Es geht vor allem um fehlende Fachkräfte, aber auch um Arbeitskräfte ohne spezielle Ausbildung“, erklärt Stefan Hackl, zuständig für Unternehmenskunden bei der Commerzbank in Südbayern, die die Umfrage unter bundesweit 1600 Unternehmen beauftragt hat.
45 Prozent der bayerischen Betriebe hält den Fachkräftemangel sogar für existenzbedrohend. Deshalb lassen sich viele Unternehmen einiges einfallen, um Mitarbeiter zu gewinnen oder zu halten. Dazu zählt an erster Stelle eine attraktive Vergütung, womit immer zumindest eine übertarifliche Bezahlung gemeint ist. Auch in der Umfrage setzten 58 Prozent der Betriebe auf dieses Lockmittel. Doch auch andere Faktoren zählen zunehmend. Zum Beispiel eine flexible Arbeitszeit (57 Prozent) oder zusätzliche Leistungen (40 Prozent). Das kann zum Beispiel die Möglichkeit eines geleasten Dienst-Fahrrads sein sowie Ladestationen und Dusche am Arbeitsplatz, erläutert Hackl.
Weniger geboten (29 Prozent), aber seiner Erfahrung nach stark bei Bewerber gefragt, ist die betriebliche Altersvorsorge. Der Bank-Manager nennt eine weitere Möglichkeit, Mitarbeitern etwas Gutes zu tun, sich als Arbeitgeber attraktiv zu machen und zugleich Steuern zu sparen: eine betriebliche Krankenzusatzversicherung nämlich, die den Beschäftigten zum Beispiel Chefarztbehandlung und Einzelzimmer im Krankenhaus gewähren kann.
Ein zweites Thema, das vor allem für kleinere und mittelständische Betriebe – vom Steuerberater über den Bäcker bis zum Apotheker – ein existenziell werden kann, ist die Betriebsnachfolge: „Zusammen mit dem Fachkräftemangel ergibt das eine gefährliche Mischung“, warnt Hackl. Der Umfrage zufolge droht drei von zehn Unternehmen die Geschäftsschließung, weil kein geeigneter Nachfolger gefunden werden kann. Jeder sechste will demnach den Betrieb noch höchstens fünf Jahre lang führen.
Das ist auch der Zeitraum, den Firmenkundenberater Hackl nennt, wenn es darum geht, ab wann das Thema Betriebsnachfolge auf die Tagesordnung muss. „Wichtig ist dabei auch, dass es immer einen Plan B gibt“, sagt er. Denn es gibt zwar jedes dritte Unternehmen in Bayern an, dass der Betrieb innerhalb der Familie weitergeführt wird. Doch ausschließlich darauf verlassen sollte man sich nicht. Chefs mit Übergabeabsicht sollten sich auch unter ihren Mitarbeitern oder bei Geschäftspartnern umschauen, ob es dort Kandidaten oder Weiterführungsmöglichkeiten für die Firma gibt, empfiehlt Hackl. Auch er kennt nämlich Fälle, in denen Studienabsolventen kein Interesse daran hätten, den elterlichen Betrieb zu übernehmen und die Sicherheit des Angestelltendaseins vorzögen. Da ist es Hackl wichtig, für die Selbstständigkeit zu werben. „Die Vorteile überwiegen die Nachteile“, ist er überzeugt.
CORINNA MAIER