Ein Haus aus dem 3D-Drucker

von Redaktion

VON FLORENTINE DAME

Lünen – Während die Projektbeteiligten vor der Baustelle in Lünen im Ruhrgebiet „Pioniergeist“ und „Innovationsmut“ mitten in der Baukrise feiern, surrt weiter oben der 3D-Drucker: Etwas mehr als daumendick trägt eine Düse zähflüssigen Beton in langen Bahnen auf und lässt so schichtweise Deutschlands erste Sozialwohnungen aus Druckbeton entstehen – mit üppiger öffentlicher Förderung.

Trotz großer Nachfrage sinkt die Zahl der Baugenehmigungen bundesweit seit Monaten – hohe Materialkosten und stark gestiegene Zinsen und Fachkräftemangel belasten Bauherren in ganz Deutschland. Dabei mangelt es schon jetzt an bezahlbarem Wohnraum. Seit Jahren geht die Zahl der Sozialwohnungen zurück, weil weniger neue entstehen, als aus der Preisbindung fallen.

Entsprechend groß sind die Hoffnungen, die auf Bauprojekten mit Pilotcharakter liegen – so auch auf dem in Lünen: Mit dem computergesteuerten 3D-Drucker sollen die Wände für Erd- und Obergeschoss in rund 100 Stunden reiner Druckzeit entstehen – also deutlich schneller, mit weniger Personal als auf konventionellen Baustellen und sehr effizient im Materialeinsatz, wie die verantwortlichen Fachleute versichern. Das Dachgeschoss wird in einer Holz-Hybrid-Bauweise aufgesetzt, Fundament und Decken werden konventionell gebaut. Nach 14 bis 16 Monaten soll das Sechsparteienhaus mit insgesamt 430 Quadratmetern Wohnfläche bezugsfertig sein. Die Baukosten werden auf 1,9 Millionen Euro beziffert.

Als zukunftsweisend lobt am Montag die nordrhein-westfälische Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) auch das eingesetzte Material: Der „Hightech-Zement“ verursache einen wesentlich geringeren CO2-Fußabdruck als viele andere Bauvorhaben. Zudem sei der Baustoff wiederverwertbar.

Das Land hat daher für den Bau der Sozialwohnungen 1,3 Millionen Euro aus dem Programm der öffentlichen Wohnraumförderung und 400 000 Euro aus einem Fördertopf für innovatives Bauen zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug verpflichtet sich die Wohnungsbaugenossenschaft WBG Lünen, die Mieten auf maximal sechs Euro den Quadratmeter zu deckeln und für Menschen mit niedrigem Einkommen zu reservieren.

Als „Botschaft an die gesamte Bauindustrie“ will Jan-Peter Graumann von der Baufirma Peri das Mehrfamilienhaus in Lünen verstanden wissen: „Wir brauchen Innovation, ansonsten können wir die Herausforderungen, die es in unserer Branche gibt, nicht lösen.“ Anders als in Vorgängerprojekten, in denen die Bauherren das ganze gestalterische Potenzial des Betondrucks testeten und eher verspielte Gebäude mit geschwungenen Wänden schufen, wollte die Wohnungsbaugenossenschaft nun ein Mehrfamilienhaus mit weniger ausgefallener Optik. „Es ist uns auch wichtig, dass das in der Breite funktionieren kann“, erklärt Architekt Lothar Steinhoff.

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