Mannheim – Anfangs wurde er von Bankern und Fondsmanagern belächelt, dann hat er die Finanzindustrie ein Stück weit revolutioniert: Der Arero Weltfonds von Finanzprofessor Martin Weber wird 15 Jahre. Der heute milliardenschwere Fonds zeigt, dass es nicht riesige Depots, hochbezahlte Experten oder komplexe mathematische Modelle braucht, um an der Börse Erfolg zu haben – und dass ein einziges simples, aber breit aufgestelltes Produkt oft die bessere Wahl ist.
Die Geschichte des Fonds begann laut Weber, der an der Universität Mannheim über Finanzentscheidungen von Verbrauchern forscht, bei einer USA-Reise: Auf einer Baustelle hatte der Forscher Schilder gesehen, die darauf hinwiesen, dass dort mit Steuergeldern gebaut wurde. „Da dachte ich mir: Unsere Uni bekommt auch Steuergelder. Und auch wir sollten die Gesellschaft an unseren Erkenntnissen teilhaben lassen.“ Mit seinen Kollegen schrieb der Verhaltensökonom ein Buch über Anlegerfehler mit dem griffigen Titel „genial einfach investieren“. Es kam gut an, doch die Leute wollten nicht nur ihre Fehler vorgehalten bekommen, „sondern Lösungen, am besten in Form eines Finanzproduktes“, erinnert sich Weber. Der Professor griff die Idee auf, überzeugte die Fondsgesellschaft DWS von seinem Plan und der Arero kam Ende Oktober 2008 auf den Markt.
Bis heute hat sich an dessen Strategie wenig geändert. „Aktien, Renten, Rohstoffe: Die ganze Welt in einem Produkt“, so das Werbeversprechen. Der Arero investiert 60 Prozent seines Kapitals in Aktien, 25 Prozent in Euro-Anleihen und 15 Prozent in Rohstoffe – egal, ob an den Börsen gerade Party oder Panik herrscht. Auch innerhalb der Anlageklassen sucht er nicht fieberhaft nach möglichen Gewinnern, sondern investiert einfach über Indizes breit in alles. Die regelbasierte Herangehensweise ermöglichte außerdem niedrige Gebühren von 0,5 Prozent. Aktiv gemanagte Mischfonds verlangen oft das Dreifache.
Auch deshalb kam der Billig-Ansatz nicht überall in der Branche gut an. „Viele dachten aber, dass sie besser sind und deshalb ihr Geld wert“, sagt Weber. Einzelne Mischfonds-Manager wie Edouard Carmignac aus Paris waren damals aus dem Börsenchaos der Finanzkrise als strahlende Sieger hervorgegangen. Der Franzose ging riskante Wetten ein und galt als „Magier der Märkte“. Ausgerechnet Stars wie ihm wollte ein Finanzprofessor aus Mannheim Konkurrenz machen – und das mit einem Billigprodukt, das ohne Marktprognosen, tiefgehende Aktienanalysen und nächtliche Krisensitzungen auskommt.
Doch Webers Ansatz funktionierte. Und das besser, als es viele erwartet hatten. Bei den Stars im Fondsbereich sei in den folgenden Jahren immer wieder mal eine Wette danebengegangen, berichtet Weber. „Genau in solchen Situationen wird man dann vom breiten Markt und damit auch vom Arero überholt.“ Auch die Gebühr sei dabei nicht zu vernachlässigen. „Ein Prozent weniger pro Jahr macht in 15 Jahren einen riesigen Unterschied.“
Die Bilanz spricht für den Arero: In den vergangenen 15 Jahren lieferte er fast 160 Prozent Gewinn. Laut der Internetplattform Fondsweb erzielten vergleichbare Produkte im gleichen Zeitraum im Schnitt 110 Prozent, der Patrimoine von Edouard Carmignac, der sich früher auf Firmenfeiern die Rolling Stones eingeladen hat, schaffte trotz der Erfolge in der Finanzkrise nur 70 Prozent. Obwohl es kaum Werbung für den Arero gab und auch die meisten Banken und Berater ihn mangels hoher Provisionen nicht empfahlen, verwaltet er heute fast zwei Milliarden Euro.
Kein Wunder, dass einige Fondshäuser das Konzept abgekupfert und ebenfalls auf Indizes basierende Mischfonds aufgelegt haben. Den Initiator des Arero stört das indes nicht. „Für die Verbraucher ist es gut, dass sie Auswahl haben.“ Finanziell hat sich der Arero für Weber ohnehin gelohnt – trotz niedriger Gebühren. „Einen Hubschrauber brauche ich sowieso nicht“, so der 71-Jährige. Besonders stolz ist er aber, dass sich die Wissenschaft auch in der Börsenwelt beweisen konnte. „Der Arero ist eine wissenschaftliche Antwort auf viele Anlagefehler, die wir Tag für Tag begehen“, erklärt der Professor. „Viele Menschen setzen auf Markttiming, gehen riskante Wetten ein, jagen Trends hinterher, sparen nicht regelmäßig, lassen ihre Depots einfach wuchern und machen es sich zu kompliziert.“ All das mache der Arero nicht. „Er zeigt: Simpel ist gut“, sagt Weber. „Das klingt banal, ist aber eine wichtige wissenschaftliche Erkenntnis.“ ANDREAS HÖSS