Frankfurt – Die Deutsche Bank will fast jede zweite Postbank-Filiale schließen. Viele der Zweigstellen seien seit Langem unrentabel, sagte der neue Privatkundenchef Claudio de Sanctis der „Financial Times“. Die Deutsche Bank hatte die Postbank mit ihren rund 12 Millionen Kunden im Jahr 2012 übernommen.
Bislang habe man die unprofitablen Filialen nicht aufgeben können, weil es noch einen langfristigen Vertrag mit dem Vorbesitzer Deutsche Post gab. Dieser sei nun neu verhandelt worden. Auch das Filialnetz der Deutschen Bank soll weiter verkleinert werden. Um wie viele Zweigstellen es dabei geht, sagte de Sanctis nicht.
Auch über die Zahl der Arbeitsplätze, die durch die Streichungen wegfallen werden, war gestern nichts zu erfahren. Ein Sprecher der Deutschen Bank erklärte gegenüber der „Zeit“, man werde darüber mit den Arbeitnehmervertretern in Verhandlungen treten.
Schon in der Vergangenheit waren immer wieder Postbank-Filialen geschlossen worden, was teils massive Kundenproteste hervorrief. Denn es geht nicht nur um Bankdienstleistungen, sondern auch um den Postservice – wie die Paketpost –, die mit einer Filiale wegfallen. Wie die Deutsche Bank weiter ankündigte, sollen künftig in 100 der verbleibenden 300 Filialen keine Postleistungen mehr zur Verfügung stehen, sondern nur noch Bankdienstleistungen. Die Post werde dann eigene Standorte möglichst in der Nähe suchen.
Die Filialen sollen künftig auch als Technik-Zentren dienen, sagt de Sanctis der „FT“. „Sie müssen der Ort werden, wo man Beratung bekommt, aber auch wo man hingeht, wenn man Probleme mit seiner App hat, und wir müssen herausragend sein, wenn es um Lösungen dafür geht.“
In den vergangenen Monaten hatte es gerade mit der Technik erhebliche Beschwerden von Postbank-Kunden im Zusammenhang mit der IT-Umstellung gegeben. Die zwölf Millionen Kunden der Postbank sollten schrittweise mit sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer Plattform zusammengeführt werden. Doch vieles funktionierte dann gar nicht mehr. Konten waren plötzlich gesperrt, Überweisungen nicht durchführbar, Anschlussfinanzierungen unmöglich. Ein Sonderbeauftragter im Auftrag der Finanzaufsicht Bafin überwacht inzwischen, dass die Deutsche Bank diese Probleme in den Griff bekommt.
In München hat die Postbank noch elf Filialen mit Personal. Wie viele Standorte wegfallen sollen, bleibt vorerst offen.
Die Geschichte der Schließungen ist lang. Zwischen 2008 und 2012 sicherte sich die Deutsche Bank die vollständige Kontrolle über die Postbank. Es war das letzte große Projekt von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Viele Kleinaktionäre der Postbank fühlen sich durch die Übernahmekonditionen bis heute benachteiligt. Entsprechende Klagen laufen noch immer. Gleichwohl wollte die Post ihr Netz schützen: Laut „Handelsblatt“ durfte die Deutsche Bank lediglich 50 Postbank-Filialen pro Jahr schließen. Doch dieser Vertrag wurde nun neu verhandelt. com, mas