Streit um Roboterhersteller Franka Emika

von Redaktion

München – Drei Monate nach dem Insolvenzantrag ist es soweit: Der Münchner Roboterentwickler Franka Emika wurde gestern für 28,5 Millionen Euro an die ebenfalls in München ansässige Agile Robots AG verkauft. Das berichtete das „Handelsblatt“. Franka entwickelt Roboter mit menschlichem Tastsinn, die mittels Künstlicher Intelligenz lernen. Mit dem Gebot setzte sich Agile Robots demnach gegen seine Mitbewerber Neura Robotics aus Metzingen und die Schoeller-Gruppe durch.

Letztere versuchte offenbar bis zum Schluss, den Deal zu verhindern: Ein Anwaltsschreiben vom 1. November, das unserer Zeitung vorliegt, sollte das Bundeswirtschaftsministerium auf den Plan rufen. Denn die „geplante Veräußerung der Franka Emika GmbH i.I. in die Volksrepublik China“ sei in dreifacher Hinsicht meldepflichtig, der Verkauf damit „schwebend unwirksam“, schreiben die Anwälte der Kanzlei PricewaterhouseCoopers (PWC). Ein Grund: Die Patente von Franka könnten auch in Wehrtechnik verbaut werden, etwa in Abschussrampen für Drohnen. Solche Technik, argumentieren die Anwälte in einem sehr weiten Bogen, könnte über China nach Russland gelangen und dort gegen die Ukraine eingesetzt werden.

Laut dem Portal „Business Insider“ wurde das Papier von den Münchner Unternehmerbrüdern Christoph und Martin Schöller beauftragt, die sich schon früher an das Bundeswirtschaftsministerium gewandt hatten: „Wir müssen davon ausgehen, dass es sich bei Agile faktisch um ein durch in China ansässige Gesellschaften und Institutionen kontrolliertes Unternehmen handelt“, schrieben die Mitbieter demnach, „eine faktische Veräußerung dieser einzigartigen Hochtechnologie in die Volksrepublik China“, sei bei einem Verkauf an die Agile Robots wahrscheinlich.

Von außen lässt sich dieser Verdacht auf den ersten Blick schwer beurteilen. Agile wurde 2006 aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ausgegründet. Gründer und Chef von Agile ist laut „Handelsblatt“ der gebürtige Chinese Zhaopeng Chen, der seit 15 Jahren in Deutschland lebt und zuvor am Raumfahrt-Zentrum gearbeitet hatte. Damit sind sich die Firmengeschichten von Agile und Franka relativ ähnlich.

Laut dem „Spiegel“ haben Zhaopeng Chen, sein Kollege Peter Meusel, der japanische Technologie-Investor Softbank und die taiwanesische Foxconn gemeinsam die Mehrheit am Unternehmen. Kleinere Anteile hätten chinesische Investoren, doch die genaue Eigentümerstruktur ist nicht bekannt. Woran sich die Schöller-Brüder Medienberichten zufolge stören: Sechs der sieben Aufsichtsratsmitglieder von Agile seien chinesische Staatsbürger, wovon fünf auch in der Volksrepublik leben.

Die offenbar von den Schöllers beauftragten PWC-Anwälte wollten einen Tag vor dem gestrigen Verkauf mutmaßlich Zeit gewinnen. In ihrem jüngsten Schreiben an das Wirtschaftsministerium fordern sie die Blockade der Übernahme. Zwar sei diese „in dreifacher Hinsicht meldepflichtig“ – doch der Insolvenzverwalter Matthias Hofmann bestreite dies. Die Anwälte drangen auf eine erneute Prüfung.

Das Wirtschaftsministerium hat den Verkauf schlussendlich nicht blockiert – und es ist unklar, wie es weitergeht. Denn das Thema ist für alle Beteiligten offenbar heikel: Schöller, Agile Robots, Franka Emika, der Insolvenzverwalter Matthias Hofmann und das Bundeswirtschaftsministerium waren allesamt bis zum Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.   mas

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