Der „Wunderwuzzi“ tritt zurück

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

Wien/München – Seit einigen Tagen ist es eigentlich klar, nun ist es auch offiziell: René Benko tritt als Vorsitzender des Beirates der angeschlagenen Signa Holding ab. Der in Österreich wegen seiner einst erstaunlichen Geschäftserfolge „Wunderwuzzi“ genannte Tiroler hatte die milliardenschwere Immobilienholding, die in Städten wie München, Wien, Berlin oder Hamburg tätig ist, im Jahr 2000 gegründet. Benko verliert nun zwar den Chefposten, seine Privatstiftung bleibt laut Mitteilung des Unternehmens jedoch größter Gesellschafter von Signa.

Vergangene Woche hatten Großinvestoren wegen eines massiven Vertrauensverlustes gegen Benko geputscht und Arndt Geiwitz als Sanierer gefordert. Er übernimmt den Vorsitz der Holding und des Gesellschafter-Komitees. Geiwitz hat schon die Pleite-Firmen Schlecker und Galeria Karstadt Kaufhof betreut, letztere ist Teil des Signa-Imperiums. Nun soll er bei der Konzernmutter den Scherbenhaufen aufkehren. Er will eine „umfassende Sanierung“ des Unternehmens einleiten, das unter gestiegenen Zinsen und Baukosten leidet. Signa habe dafür weitere Berater engagiert, um „eine Überprüfung aller Geschäftsbereiche durchzuführen und Maßnahmen sowie ein ganzheitliches Konzept für die Gruppe zu erarbeiten“, so das österreichische Unternehmen.

Am Mittwoch meldete der „Tagesspiegel“ unterdessen, dass nach dem Elbtower in Hamburg auch alle Berliner Bauprojekte von Signa gestoppt worden seien, unter anderem die Karstadt-Standorte am Wedding und am Hermannplatz. Was die Zukunft der Münchner Projekte betrifft, mauert der Konzern weiter. Dort geht es zum Beispiel um das Kaut-Bullinger Gebäude, die Alte Akademie, oder den Karstadt-Komplex am Hauptbahnhof. Am Montag hatten die ÖDP und die Liste München mit Blick auf die Schieflage bei Signa im Stadtrat angefragt, welche rechtlichen Möglichkeiten die Landeshauptstadt München habe, um Bauruinen in Innenstadtlage bei Problemen von Investoren zu verhindern.

Signa braucht dringend frisches Geld. Viele Baustellen wurden wegen Finanzproblemen auf Eis gelegt. Laut „Business-Insider“ steht der Konzern bei mehr als 80 Banken in der Kreide. Einige Kredite seien seit Wochen nicht mehr bedient worden, so das Internetportal. Besonders betroffen soll die Schweizer Privatbank Julius Bär sein, bei der es eine Krisensitzung wegen Krediten in Höhe von 600 Millionen Euro gegeben habe. Auch am Kapitalmarkt hat sich Signa Geld geliehen. Die Ratingagentur Fitch stuft die Signa-Anleihen jetzt als „Ramsch“ ein, ihre Kurse sind um zwei Drittel eingebrochen. Anleger erwarten offenbar keine großen Rückzahlungen von dem Unternehmen mehr, das eigenen Angaben nach Immobilien im Gegenwert von 27 Milliarden Euro besitzt.

Die Zahl möglicher Geldgeber ist damit also überschaubar. Spekuliert wird etwa über einen größeren Einstieg des saudischen Staatsfonds. Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne soll als Retter abgewunken haben. „Alle Stakeholder sind gefordert, Signa jetzt zu unterstützen“, sagte Benko deshalb in der Mitteilung des Unternehmens. Damit dürften vor allem die verbliebenen Gesellschafter wie Schokobaron Ernst Tanner von Lindt & Sprüngli oder Strabag-Baulöwe Hans Peter Haselsteiner gemeint sein. Haselsteiner hatte sich laut „FAZ“ bereit erklärt, Geld nachzuschießen. Auch Geiwitz forderte in dem Schreiben auf, sich an der Sanierung zu beteiligen. Die Qualität der Immobilien des Konzerns, „die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen liegen, ist sehr gut“.

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