München – Bayerns Wirtschaft dürfte 2023 knapp an einer Rezession vorbeischrammen. „Die kaum gebremste Inflation, die anhaltend hohen Energiekosten, die gestiegenen Zinsen und die schwache Weltwirtschaft belasten unsere Unternehmen“, sagt Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), bei der Vorstellung des Konjunkturindex des Verbandes. Dieser sank um acht auf 93 Punkte, was eine wirtschaftliche Flaute signalisiert. Zuletzt lag der Index während der Corona-Pandemie 100 Punkten. Während die aktuelle Lage noch akzeptabel ist, blicken Bayerns Firmen sehr pessimistisch in die Zukunft.
Besonders heikel ist die Situation demnach in der Bauindustrie, die stark unter den gestiegenen Zinsen leidet. In Bayern ging die Bauproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent zurück, die Baugenehmigungen brachen um 22 Prozent ein, im Wohnungsbau sogar um satte 33 Prozent. Im Einzelhandel sanken die Umsätze inflationsbereinigt um drei Prozent. Tourismus und Gastronomie verbuchten hingegen ein leichtes Plus. Und auch in der Industrie konnten bessere Geschäfte im Auto- und Maschinenbau die teils drastischen Rückgänge in energieintensiven Bereichen wie der Chemie, der Papierindustrie oder bei Gießereien ausgleichen. Insgesamt lag die Industrieproduktion damit um knapp zwei Prozent über dem Vorjahreswert.
Verheerend sei dagegen die Stimmung in Bayerns Wirtschaft. Laut Hatz liege das auch an der Bundesregierung. Sie trage durch „ihre internen Reibereien und ihren Zick-Zack-Kurs“ zur Verunsicherung bei. Dass das Bundesverfassungsgericht am Donnerstag den Nachtragshaushalt für 2021 gekippt hat, zeige einmal mehr: „Die Ampel kann es einfach nicht.“ Nun fehlen 60 Milliarden Euro im Haushalt, was auch für die Wirtschaft ein Problem sei. Dass die aktuelle Bundesregierung das Steuer herumreißen könne, erwartet Hatz nicht. Eine von der Union geführt Regierung „würde den Karren eher aus dem Dreck ziehen“, glaubt er.
Die vbw gilt traditionell als CSU-nah. 2021 spendete der mit der vbw eng verbundene Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm), dessen Präsident ebenfalls Wolfram Hatz ist, beispielsweise 750 000 Euro an die CSU. SPD und Grüne bedachte er im selben Jahr mit je 50 001 Euro und die FDP mit 120 000 Euro. höß