Siemens glänzt mit Milliardengewinn

von Redaktion

VON SEBASTIAN HÖLZLE

München – 4,6 Milliarden Euro Verlust bei Siemens Energy, 8,5 Milliarden Euro Gewinn bei der Münchner Siemens AG: Die Kluft zwischen den beiden Dax-Konzernen könnte tiefer kaum sein. Viel miteinander zu tun haben beide Unternehmen ohnehin nicht mehr: Siemens Energy ist seit seiner Abspaltung 2020 ein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen, die Siemens AG hat unter Konzernchef Roland Busch ihren Anteil an Siemens Energy auf 25 Prozent zurückgeschraubt.

Siemens hatte auf seine Energy-Beteiligung bereits 2022 hohe Abschreibungen vorgenommen, was das Ergebnis damals belastete – 2022 lag der Siemens-Gewinn mit 4,4 Milliarden nur etwa halb so hoch wie 2023 (das Geschäftsjahr endet bei Siemens traditionell Ende September). Dank einer Korrektur nach oben hatte die Energy-Beteiligung in der gestern veröffentlichten Siemens-Bilanz mit 670 Millionen Euro sogar einen positiven Effekt auf das Ergebnis.

Busch lobte gestern bei der Vorlage der Jahresbilanz in München das Hilfspaket der Bundesregierung für Siemens Energy, an dem auch Siemens beteiligt ist. Dies sei das „bestmögliche Paket“, sagte er. Siemens beteiligt sich auf Druck der Bundesregierung an der Absicherung einer Garantielinie von insgesamt 15 Milliarden Euro mit einer Milliarde Euro und kauft Anteile an einem Gemeinschaftsunternehmen in Indien in Höhe von 2,1 Milliarden Euro (siehe Kasten).

Abgesehen davon war das Interesse des Siemens-Vorstandes gestern gering, auf die Probleme an der 25-Prozent-Beteiligung Siemens Energy einzugehen. Busch sprach lieber über die eigenen Geschäfte – denn die laufen gerade so gut wie noch nie.

„Die Ergebnisse im operativen Geschäft sind wirklich beeindruckend“, sagte Busch. „Wir verzeichnen zahlreiche Rekorde.“ Neben dem Rekordgewinn von 8,5 Milliarden Euro erreichte etwa die Ergebnismarge im industriellen Geschäft mit 15,4 Prozent ein Allzeithoch. Der Umsatz kletterte um elf Prozent auf 77,8 Milliarden Euro – das ist fast so viel wie vor der Abspaltung von Siemens Energy. Alle drei Siemens-Sparten – im einzelnen sind das Digital Industries, Smart Infrastructure und Mobility – legten zu. Siemens-Aktionäre sollen davon profitieren: Die Dividende soll auf 4,70 Euro je Aktie zu steigen, das wäre ein Plus von 45 Cent.

Bleibt die Frage: Wie ist es Siemens gelungen, trotz weltweiter Konjunktursorgen und Inflation einen Rekordgewinn einzufahren? „Vor drei Jahren sind wir als führendes Technologieunternehmen mit der Strategie gestartet, die reale und die digitale Welt zu verbinden“, sagte Busch. Offenbar scheint Buschs Fokussierung auf Wachstumsmärkte zu funktionieren. Und wenn der Siemens-Vorstand für ein Geschäftsfeld einen besseren Eigentümer sieht, löst er es aus dem Konzern. Aktuell bereitet Siemens die Ausgliederung des Geschäfts mit Motoren und Großantrieben vor. Ob die Tochter Innomotics an die Börse gebracht oder verkauft wird, ließ Busch offen.

Für das laufende Geschäftsjahr ist Busch zuversichtlich. Der Konzern rechnet mit einem Umsatzwachstum zwischen vier und acht Prozent. Siemens Energy dürfte zur Randnotiz werden.

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