Brüssel – Nullprozentfinanzierungen, Ratenkauf, „jetzt kaufen, später zahlen“: Gerade beim Onlineshopping werden Kunden oft mit scheinbar unschlagbaren Finanzierungen zum Kauf von Waren verleitet, die sie sich manchmal gar nicht leisten können. Beim Blick ins Kleingedruckte fällt dann später obendrein oft auf, dass der Kredit doch mehr kostet als gedacht. Deshalb gelten in der EU ab sofort strengere Regeln für Verbraucherkredite.
Betroffen davon sind nicht nur Großkredite wie Autofinanzierungen oder Ratenzahlungen, sondern auch Kleinkredite unter 200 Euro sowie Angebote wie „Buy-Now-Pay-Later“. Bei all diesen Modellen müssen die Anbieter nun transparenter machen, wie hoch die Zinsen und Gebühren genau sind. Bei Werbung muss zudem gewarnt werden, dass eine Kreditaufnahme Geld kostet. Ebenfalls neu: Kredite ohne Bonitätsprüfung dürfen nicht mehr angeboten werden. Das soll verhindern, dass Konsumenten sich übernehmen und Händler gezielt wegsehen, weil sie ihr Produkt verkaufen wollen. Nun sind sie verpflichtet, gründlich zu prüfen, was sich ein Kunde leisten kann – und das nicht nur auf Basis von Schufa-Daten.
Wie die strengere Bonitätsprüfung erfolgen soll, sei viel zu unklar, bemängelt der Verbraucherzentrale Bundesverband. Die Bundesregierung müsse das konkretisieren, wenn sie die Richtlinie bis Ende 2025 in nationales Recht umsetzt. Dennoch sei die Richtlinie ein „wichtiger Fortschritt“ für Verbraucher. Der Händlerbund der Onlinehändler beschwert sich hingegen, dass selbst bei simplen Bestellungen auf Rechnung nun Kreditprüfungen anfallen könnten, was für Händler teuer wäre. ANDREAS HÖSS