München – Christian Krömer freut sich aufs kommende Wochenende. Der heutige „Black Friday“ wird für ihn und seine 19 Spielwarengeschäfte in ganz Bayern das umsatzstärkste Wochenende des ganzen Jahres einläuten. Natürlich verkauft auch Krömer seine Ware online und natürlich kann sich auch der Mittelständler Rabattaktionen wie „Black Friday“ oder „Cyber Monday“ nicht entziehen, die aus den USA nach Deutschland geschwappt sind. Doch für Geschäftsführer Krömer ist klar: Rabatt gibt es genauso in den Geschäften vor Ort – wo die Menschen seit Ende der Corona-Zeit auch wieder verstärkt einkaufen.
Online und stationär kein Gegensatz mehr
„Die Trennung zwischen online und stationär wird fließend“, meint er. Das gelte nicht nur für die Rabatte, sondern auch für Kulanz bei Retouren. Was im Online-Handel selbstverständlich ist, nämlich Geld zurück bei der Rückgabe von Waren, werde auch im Einzelhandel vor Ort immer mehr üblich, Rücknahme nur gegen Gutschein sei überholt.
Das neue Selbstbewusstsein der stationären Händler rührt auch daher, dass fast alle das Online-Geschäft für sich selbst entdeckt haben. Außerdem scheint der Boom bei den lange allmächtig scheinenden Internet-Giganten zu einem Ende zu kommen. Nach vielen Jahren mit zweistelligen Umsatzzuwächsen hat das Online-Geschäft heuer erstmals mit Rückgängen zu tun.
14,3 Milliarden Euro werden im bayerischen Weihnachtsgeschäft, das heißt in den Monaten November und Dezember, heuer umgesetzt, erwartet der Handelsverband Bayern (HBE). Das wären nominal zwei Prozent mehr als im Vorjahr, preisbereinigt aber minus fünf Prozent. Im Online-Handel kommt es demnach mit einem Umsatz von 2,6 Milliarden Euro zu einem Rückgang in ähnlicher Größenordnung.
Auch HBE-Präsident Ernst Läuger blickt den kommenden, für den Einzelhandel so wichtigen Wochen entspannt entgegen. Je nach Branche macht der Handel ein Viertel bis ein Drittel seines Umsatzes in dieser Zeit. Er hofft, dass schön geschmückte und stimmungsvoll beleuchtete Innenstädte in Kombination mit passendem Winterwetter die Kunden in weihnachtliche Kaufstimmung bringen werden – auch wenn einige Unsicherheiten bleiben.
Innenstädte ziehen junge Leute an
Beim Handelsverband hat man aber gerade nach der Pandemie-Zeit eine neue Anziehungskraft der vielfach totgesagten Innenstädte festgestellt. Gerade bei jungen Menschen zwischen 16 und 29, das habe ein Einkaufsmonitor ergeben, stünden die Innenstädte hoch im Kurs.
Als hilfreich im Weihnachtsgeschäft dürfte sich laut Läuger auch erweisen, dass in wichtigen Branchen Tarifabschlüsse erfolgt seien, die einen realen Lohnzuwachs für die Beschäftigten bedeuteten. Auch HBE-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Puff zählt darauf, dass eine größere Kaufkraft Bayern auch ein besseres Weihnachtsgeschäft bescheren wird als anderswo in Deutschland.
Black Friday wirtschaftlicher Unfug
Rabattschlachten rund um den „Black Friday“ kann Puff allerdings wenig abgewinnen. „Betriebswirtschaftlich ist das ein Unfug“, sagte er. Was Umsatz bringt, bringt noch lang keine Rendite, meint er. „Das wäre so, als wenn Spargelbauern zu Beginn der Saison ihr Gemüse im Sonderangebot abgäben.“ Oder Floristen am Valentinstag den Rotstift ansetzten. Da hilft es zu wissen, dass nur sieben Prozent des Umsatzes im Weihnachtsgeschäft auf die Rabatttage entfielen, wie Puff erklärte.
Gutschein bleibt der Renner
Gutscheine bleiben übrigens beliebtestes Weihnachtsgeschenk in Bayern – was auch für eine Umtauschquote von unter fünf Prozent sorgt. Insgesamt will nach einer Umfrage für den HBE jeder im Schnitt 528 Euro für Geschenke ausgeben, erstmals etwas weniger als im Jahr davor. Dabei sind Männer mit rund 560 Euro etwas großzügiger als Frauen.