München – Heute vor einem Jahr hat sich die Welt verändert – auch wenn es damals noch kaum jemand bemerkt hat. Denn am 30. November 2022 hat die kalifornische Firma OpenAI ihre Software ChatGPT-3 kostenlos für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Der Chatroboter ist dank Künstlicher Intelligenz (KI) in der Lage, sich menschenähnlich zu unterhalten und Fragen sinnvoll zu beantworten. OpenAI hat damit eine KI-Revolution losgetreten. Microsoft-Gründer Bill Gates nennt Künstliche Intelligenz „die größte Chance und die größte Bedrohung für die Menschheit“.
ChatGPT-Erfinder OpenAI hat zuletzt nicht nur mit der Entlassung und Wiedereinsetzung von Vorstandschef und Gründer Sam Altman für Schlagzeilen gesorgt – sondern auch mit der angeblichen Erfindung einer „Superintelligenz“ mit dem Codenamen „Project Q“. Sie soll erstmals klüger sein als der Mensch. Vor solch einer Entwicklung hat der 2018 verstorbene Wissenschaftler Stephen Hawking bereits vor knapp einem Jahrzehnt gewarnt: „Eine vollwertige Künstliche Intelligenz könnte das Ende der Menschheit bedeuten. Menschen, die durch ihre biologische Evolution eingeschränkt sind, könnten nicht mithalten.“ Doch das sind Schreckensszenarien, die hoffentlich niemals eintreten. Aktuell wird KI zu einem immer praktischeren Werkzeug, das seinen Nutzern viel Arbeit abnehmen kann und das erstaunliche Tricks beherrscht. Wir verraten fünf Anwendungsgebiete, die vor einem Jahr noch undenkbar waren.
Aktuelle Fragen
Zum Start im November 2022 endete das Wissen von ChatGPT noch im Jahr 2021. Mittlerweile hat sich das Programm auf den Stand vom April 2023 vorgearbeitet. Doch hier sind die KI-Chats Microsoft Bing (bing.com/new) und Google Bard (google.de/bard) an ChatGPT vorbeigezogen. Sie sind auf dem tagesaktuellen Stand und beantworten in Sekundenschnelle auch Fragen zu den Finanzproblemen der Ampel in Berlin oder zu den Torjägerqualitäten von Bayern-Stürmer Harry Kane. Doch hundertprozentig verlassen sollte man sich auf die Antworten keinesfalls. Google nennt seinen Chatbot Bard zu Recht ein „KI-Experiment, das fehlerhafte oder unangemessene Antworten liefern kann“.
Hilfe im Alltag
ChatGPT, Bing und Bard formulieren E-Mails und Abwesenheitsnotizen, schreiben Kleinanzeigen, erstellen Packlisten für den Skiurlaub oder liefern Ideen für den Kindergeburtstag. Die Möglichkeiten sind verblüffend. Wer Googles Bard nach den wichtigsten Tipps zum Backen von Vanillekipferl fragt, erhält so nützliche Antworten, dass Hobbybäcker staunen – vom Verwenden kalter Butter bis zum Teigroller mit Rillen, der für das typische Muster der Kipferl sorgt. Das alles klappt natürlich in perfektem Deutsch.
Übersetzen
Sprachbarrieren gibt es im KI-Internet praktisch gar keine mehr. Die Software DeepL aus Köln (deepl.com) dolmetscht druckreif zwischen 31 verschiedenen Sprachen. Die Ergebnisse lassen sich auch bei Geschäften verwenden.
Kreativität
Programme wie Midjourney (midjourney.com), Stable Diffusion (stablediffusionweb.com) oder Dall-E (openai.com) erzeugen fotorealistische Bilder und Grafiken, denen nur die Fantasie Grenzen setzt. Wer für die Werbung seiner eigenen Firma oder für die Vereinszeitschrift ein Haus aus Käse braucht, oder ein Wettrennen zwischen Hase und Igel – das alles ist nur einen Klick entfernt. Mittlerweile lassen sich so ganze Videos erschaffen, die dann mit Musik von KI-Programmen wie Soundful (soundful.com) vertont werden. Auf Instagram verdient das KI-Modell Aitana Lopez sogar echtes Geld.
Medizin
Die Möglichkeiten von KI zur Diagnose und Therapie von Krankheiten machen viel Hoffnung für die Zukunft. Schon heute liefert Künstliche Intelligenz beispielsweise sehr gute Ergebnisse bei der Erkennung von schwarzem Hautkrebs, indem sie Fotos betroffener Stellen mit Bildern aus großen Datenbanken abgleicht. KI kann Ärztinnen und Ärzten helfen, die beste Therapie zu finden, indem sie individuelle Faktoren wie Genetik, Vorerkrankungen und Medikamentenverträglichkeit berücksichtigt. Bei der Krebsdiagnose funktioniert eine der Strategien so: Die KI sortiert die 80 Prozent der Fälle aus, in denen eindeutig kein Krebs vorliegt. Spezialisten haben dadurch mehr Zeit, sich die restlichen 20 Prozent genau anzusehen.