Netzplan stößt auf Kritik

von Redaktion

Bonn – Die FDP greift die Pläne der Bundesnetzagentur zum Anschluss von E-Autos und Wärmepumpen an: Sie seien „Ausdruck politischen Versagens“, wie FDP-Energieexperte Michael Kruse der „Bild“ sagte. Hintergrund ist eine neue Regulierung der Bundesnetzagentur, die es Netzbetreibern erlaubt, notfalls die Leistung von Wärmepumpen und Wallboxen zu dimmen.

Denn die heutigen Netze sind oft nicht auf leistungsstarke Geräte wie Heizungen und E-Autos ausgelegt. Wenn viele Verbraucher gleichzeitig ihr E-Auto laden, könnte das Netzgebiete überlasten.

Das hat nichts mit der Stromerzeugung zu tun: Deutschland hat mehr als genug flexible Kraftwerke, um sich selbst zu versorgen. Das Problem sind fehlende Übertragungskapazitäten im Netz. Denn jahrelang war es politische Linie, nur das Nötigste an Netzausbau zu leisten, um die Netzentgelte niedrig zu halten. Das war aber wenig vorausschauend, weil es durch die Energiewende größere Lastspitzen bei der Erzeugung und beim Verbrauch geben wird – beide sind durch die Netze verbunden. Die Ampel-Regierung hat zwar mehrere Beschleunigungsgesetze erlassen, trotzdem wird der nötige Netzausbau noch viele Jahre dauern.

Zeit, in der es bisher keine Energiewende gibt: Um die angesprochenen Überlastungen zu verhindern, dürfen die Netzbetreiber den Anschluss von E-Autos und Wärmepumpen verweigern. Das blockiert nicht nur die Energiewende, sondern ist auch volkswirtschaftlich ein Problem: Die neuen Großverbraucher können ihren Verbrauch steuern und dienen damit gewissermaßen als Speicher für die volatile Stromerzeugung aus Wind und Sonne. Mit mehr flexiblen Verbrauchern sinken die Strompreise, weil weniger gewerbliche Speicher gebaut werden müssen.

Die Bundesnetzagentur hat deshalb einen Kompromiss erarbeitet: Ab Januar darf jeder eine Wärmepumpe oder ein E-Auto anschließen. Dafür können die Netzbetreiber im Falle einer Überlastung den Strombezug der Großverbraucher auf 4,2 kW dimmen. Das reicht laut Netzagentur, um eine Wärmepumpe zu betreiben oder ein E-Auto in zwei Stunden für 50 Kilometer Reichweite zu laden. Der Haushaltsstrom ist explizit nicht betroffen. Jeder Eingriff muss öffentlich gemacht und Netzengpässe langfristig behoben werden.

Genau diesen Punkt kritisiert Michael Kruse: Die Energiewende könne nicht gelingen „wenn man befürchten muss, nur gelegentlich Strom für sein Auto zu bekommen“.

Einen Vorschlag, wie man die Netzengpässe stattdessen beheben kann, machte Kruse im Gespräch mit der „Bild“ aber nicht.

Der deutsche Energiewirtschaftsverband BDEW hält die Regulierung der Netzagentur dagegen für eine „gute Lösung“. Damit könne der Anschluss von hunderttausenden Wärmepumpen und Wallboxen nun rasch erfolgen. MATTHIAS SCHNEIDER

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