E-Auto-Förderung: Springen Hersteller ein?

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

Rüsselsheim/ München – Die über das Wochenende eingestellte Förderung für Elektroautos beschäftigt die Autowelt weiter. Der Stellantis-Konzern, zu dem die Marken Peugeot, Opel, Fiat und Jeep gehören, hat Kunden nun zugesagt, den Wegfall der Prämie mit Rabatten zu kompensieren. Konkret will der Konzern für Fahrzeuge, die bis Jahresende zugelassen werden, die volle Umweltprämie von 6750 Euro gewähren. Bis Ende Februar garantiert der Hersteller trotz Totalausfall des Staatsanteils einen Nachlass von 4500 Euro bei bereits bestellten Autos.

Man habe die Entscheidung der Bundesregierung, „den Umweltbonus mit weniger als 48 Stunden Vorlauf zu beenden, mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen“, sagte Deutschland-Chef Lars Bialkowski von Stellantis. Man wolle die Kunden aber „nicht im Regen stehen“ lassen. Wie viele Fahrzeuge von der Kulanzregelung betroffen sind und auf wie viele Einnahmen die Franzosen damit verzichten, wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht nennen.

Bevor die Bundesregierung ihre Budgetplanung korrigieren musste, war vorgesehen, bis Jahresende eine Kaufprämie für Neuwagen von bis zu 4500 Euro zu gewähren. Hinzu kam eine hälftige Zulage der Hersteller, also bis zu 2250 Euro. Zum 1. Januar 2024 sollte die staatliche Prämie auf 3000 Euro gesenkt werden und dann Ende 2024 auslaufen. Nun entfällt alles. Besonders problematisch ist dabei, dass der Bonus nur dann gezahlt wird, wenn das Fahrzeug zugelassen worden ist. Heißt: Zehntausende Kunden haben bei der Unterzeichnung des Kaufvertrages für ihr neues Elektroauto mit der Förderung kalkuliert, bekommen sie nun aber nicht.

Die Regierung habe den Verbrauchern „ein Versprechen gegeben“, kritisierte Hildegard Müller vom Automobilverband VDA. Die Unterstützung sei für viele finanziell entscheidend – „gerade in diesen herausfordernden Zeiten“. Müller plädierte an die Bundesregierung, dass der Bund den beim Autokauf eingeplanten Bonus für die Kunden garantiert. Der Bund für Umwelt und Naturschutz begrüßte die Streichung der Prämie hingegen, auch wenn sie einige Menschen verärgere. Er sieht die Autoindustrie mit Preissenkungen am Zug. „Was gerade die deutschen Konzerne an E-Autos anbieten, ist für einen Großteil der Bevölkerung schlicht nicht finanzierbar.“

Dass der Stellantis-Konzern mit eigenen Rabatten nun den plötzlichen Totalausfall der staatlichen Förderung zumindest zeitweise ausgleicht, erhöht nun den Druck auf andere Autobauer, den Kunden ebenfalls mit höheren Nachlässen auf bereits bestellte Fahrzeuge entgegenzukommen. Hinter den Kulissen wird zumindest kräftig über solche Maßnahmen debattiert. Bisher drücken sich die Hersteller aber vor klaren Zusagen. Man versuche, „gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern eine Lösung im Sinne der Kunden zu finden“, sagte der Münchner Autobauer BMW. Ob sich die Einstellung des Umweltbonus negativ auf das Geschäft auswirke, könne man „noch nicht vollumfänglich bewerten“. Kaufanreize hätten großen Einfluss auf den Erfolg von E-Fahrzeugen am Markt, langfristig müssten sich neue Technologien aber selbst tragen. Zuvor hatte ein Branchenportal gemeldet, dass BMW-Kunden in bestimmten Fällen mit Kulanz der Händler rechnen können. BMW selbst bestätigte das nicht.

Audi betonte, man habe seinen Teil der Abmachung erfüllt „und den Herstelleranteil geleistet“. Man erwarte jetzt „ein Entgegenkommen der Politik für betroffene Kundinnen und Kunden.“ Es gebe bereits Stornierungen von bestellten E-Fahrzeugen. Bei VW hieß es: „Kunden haben im Glauben an die staatliche Förderung Elektrofahrzeuge bestellt und gehen jetzt leer aus.“ Das führe zu einem „tiefen Vertrauensverlust“. In Wolfsburg wollte man sich nicht äußern, ob VW den Wegfall des Staatsanteils für betroffene Kunden ausgleichen werde. Der koreanische Hersteller Hyundai garantiert Kunden, die bereits einen Vertrag geschlossen haben, dagegen weiter die volle Umweltprämie.

Laut Nachrichtenagentur AFP gingen zuletzt pro Tag 1400 Förderanträge für E-Autos ein. Der Förderstopp spare dem Staat bis Jahresende rund 80 Millionen Euro.

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