Unio: Satellit stopft Löcher im Funknetz

von Redaktion

VON MARTIN PREM

München – Selbstfahrende Autos bleiben vorerst Zukunftsmusik. Denn das klappt nicht ohne lückenlose Abdeckung mit Datenfunk der fünften Generation (5G). Weil die aber bei den bestehenden Mobilfunknetzen nicht in Sicht ist, müssen andere Lösungen her. Eine davon entwickelt das Münchner Start-up Unio, das von Unternehmen der Raumfahrtindustrie gegründet wurde. Es plant, mit Satellitenfunk aus dem Orbit einzuspringen, wenn das Netz auf der Erde nicht ausreicht. „Seamless Switch“, auf Deutsch nahtloser Schalter, nennt Unio die Entwicklung. Die notwendige Satellitenantenne ragt aus dem Dach des Autos heraus. Später soll sie windschlüpfrig und serienmäßig in Karosserien integriert werden. „Noch hört man die Windgeräusche“, sagt Sebastian Ströhl, der am Steuer des Testautos, einem Audi, sitzt. Er ist der für die Geschäftsentwicklung zuständige Manager des jungen Unternehmens.

Doch man sieht und hört viel mehr: Die Brücke zwischen den unterschiedlichen Übertragungswegen funktioniert, wie eine Testfahrt im Münchner Osten zeigte. Dabei sind die 5G-Lücken rund um die Landeshauptstadt vergleichsweise selten. So war der erste Übergang vom Satelliten ins terrestrische Netz, weil das Auto im Altstadtringtunnel keine Verbindung nach oben mehr hatte. Weitere Umschaltvorgänge zeigen: Der Wechsel ist abgesehen von der Anzeige am Bildschirm gar nicht zu spüren. Selbst Sebastian Ströhl blickt immer wieder darauf, um sich zu vergewissern. „5G“, sagt er und dann kurz darauf „Satellit“. Auch bei einer Videokonferenz, bei der hohe Datenraten übertragen werden, zeigte sich kein Problem mit dem Umschalten.

Über eigene Satelliten verfügt das Start-up noch nicht. Es muss auf Starlink von Space X zurückgreifen. Künftig soll aber Unio-Hardware in den Orbit gebracht werden und das Münchner Unternehmen mit Elon Musks Raumfahrtkonzern konkurrieren. Raumfahrtunternehmen waren auch Investoren der ersten Stunde: Isar Aerospace, Mynaric, Reflex Aerospace und SES. Die jüngste Finanzierungsrunde im Herbst 2023 brachte weitere Partner an Bord: den Raumfahrtkonzern OHB und den Technologie-Dienstleister IABG. Unio konnte 2,5 Millionen Euro frisches Kapital einsammeln.

Doch bis das Unternehmen mit dutzenden, später hunderten Satelliten Geld verdienen kann, ist es ein weiter Weg. Unio braucht neue Partner und denkt dabei vor allem an die Autoindustrie. Noch zehrt man vom eingesammelten Geld der Investoren, wie die Unternehmenschefin Katrin Bacic einräumt. Doch Wagniskapital war früher in der Branche unüblich. Die meisten jungen Firmen haben sich mithilfe staatlicher Programme durch die Durststrecke gequält. Nicht immer mit gutem Ausgang.

2025 sollen die ersten zwei Unio-Satelliten ins All geschossen werden. Dann kann es deutlich schneller gehen. Dabei setzt das Unternehmen zunächst nicht auf Microlauncher, wie sie beispielsweise vom Investor Isar Aerospace entwickelt werden. Denn die können nicht so viele Satelliten tragen, wie für eine zügige Abdeckung erforderlich ist. Später, wenn altersschwache Satelliten ersetzt werden müssen, kommen Microlauncher zum Zug. Doch sollen die ausrangierten Vorgänger nicht den Orbit vermüllen. Unio plant ein Entsorgungskonzept. Segel lassen, so der Plan, die Oldies schnell an Höhe verlieren und in der Erdatmosphäre verglühen.

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