Berlin – Im festgefahrenen Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn sieht die Lokführergewerkschaft GDL den Konzern am Zug, um Streiks im Januar noch abzuwenden. Ob und wie lange im kommenden Jahr gestreikt werde, hänge von der Gesamtsituation ab, sagte GDL-Chef Claus Weselsky im RBB. Zuvor hatten die GDL-Mitglieder in einer Urabstimmung den Weg für unbefristete Streiks freigemacht. Die Bahn sieht sich mit Notfahrplänen vorbereitet.
„Wir müssen gar nicht streiken, wenn die Bahn die Wochenarbeitszeit absenkt“, sagte Weselsky weiter. „Tut sie das nicht, signalisiert sie ganz klar den Kunden, dass deren Beeinträchtigung ihr egal ist.“ Der GDL-Chef sprach damit eine Kernforderung im Tarifkonflikt an: Die Gewerkschaft verlangt eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Beschäftigte im Schichtdienst von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Weil die Bahn Verhandlungen darüber ablehnte, erklärte die GDL die Gespräche für gescheitert.
Weselsky warf der Bahn eine „Verweigerungshaltung“ vor. Einen Termin für neue Tarifgespräche gebe es bislang nicht, sagte er im Deutschlandfunk. Um wieder in Verhandlungen zu kommen, „hat die Arbeitgeberseite ein Angebot zu machen“.
Die Gewerkschaft hatte am Vortag das Ergebnis ihrer Urabstimmung über längere Arbeitskämpfe bekannt gegeben, um die GDL-Forderungen durchzusetzen. 97 Prozent stimmten dafür – damit werden auch unbefristete Streiks möglich. Sie drohen ab dem 8. Januar, bis dahin hat die Gewerkschaft einen Weihnachtsfrieden ausgelobt. Die GDL will etwaige längere Arbeitskämpfe mindestens 48 Stunden vorher ankündigen.
Die GDL sei sich dabei aber ihrer „Verantwortung bewusst“, so Weselsky. Zwar sind durch die Urabstimmung rechtlich auch unbefristete Streiks möglich. Jedoch: „Wir haben noch nie unbefristete Streiks in die Wege geleitet“, sagte er.