München – 74 000 Tote und Schäden in Höhe von 250 Milliarden Dollar: Naturkatastrophen haben im Jahr 2023 verheerende Schäden hinterlassen, wie aus dem gestern veröffentlichten Katastrophenbericht des weltgrößten Rückversicherers Munich Re hervorgeht. „Die Gesamtschäden entsprechen dem Fünfjahresdurchschnitt, die versicherten Schäden lagen leicht darunter“, teilte der Dax-Konzern mit. Insgesamt verursachten Naturkatastrophen Schäden in Höhe von 250 Milliarden Dollar (229 Milliarden Euro). Davon waren 95 Milliarden Dollar (87 Milliarden Euro) versichert.
Was den Experten der Munich Re auffiel: Anders als in den Vorjahren trieben im Jahr 2023 nicht Mega-Katastrophen in Industrieländern die Schäden. Im Jahr 2022 war das anders, als Hurrikan Ian allein in den USA Schäden in Höhe von 100 Milliarden Dollar (91 Milliarden Euro) verursachte. Hurrikan Otis, der im Oktober in Acapulco mit voller Wucht aufs mexikanische Festland traf, verursachte mit 12 Milliarden Dollar (11 Milliarden Euro) nur einen Bruchteil davon.
Dass am Ende trotzdem aufs Jahr gerechnet Schäden in Höhe von 250 Milliarden Dollar anfielen, hat einen anderen Grund: Im Jahr 2023 sei die Schadensbilanz von vielen regionalen Unwettern geprägt gewesen, heißt es im Katastrophenbericht. „Noch nie wurden in Nordamerika und in Europa derart hohe Gewitterschäden verzeichnet.“ Werte von rund 66 Milliarden US-Dollar (60 Milliarden Euro) seien in Nordamerika zerstört worden, in Europa hätten die Schäden zehn Milliarden Dollar (9,1 Milliarden Euro) betragen. Die Munich Re geht davon aus, dass der Klimawandel die Häufung schwerer Gewitter begünstigt (siehe Interview unten).
Wie die Daten des Rückversicherers zeigen, war die tödlichste und teuerste Naturkatastrophe im Jahr 2023 allerdings kein Wetterereignis: Es waren die Erdbeben in der Türkei und in Syrien. Der Schaden lag bei 50 Milliarden Dollar (45 Milliarden Euro). 58 000 Menschen kamen ums Leben. „Die Opferzahlen durch die verheerenden Erdbeben in diesem Jahr sind ein Weckruf, durch angepasste Bauweisen Menschen besser zu schützen“, sagte Munich-Re-Vorstandsmitglied Thomas Blunck. Mehr als drei Viertel der insgesamt 74 000 Toten im Jahr 2023 sind auf die Erdbeben zurückzuführen. Im langjährigen Mittel registriert die Munich Re als Folge von Naturkatastrophen eigentlich rund 10 000 Tote im Jahr. 2023 war damit vor allem eines: ein extrem tödliches Katastrophenjahr.