BMW elektrisiert München

von Redaktion

VON SEBASTIAN HÖLZLE

München – Die ersten Abrissbagger sind auf dem Werksgelände von BMW in München bereits zu sehen: Halle 140 wird gerade platt gemacht. Ende des vergangenen Jahres lief hier noch der letzte Verbrennungsmotor vom Band – das Ende einer Ära war damit eingeläutet. Jetzt soll hier Platz für Neues entstehen.

Und seit gestern ist klar, was BMW in München plant: In den kommenden drei Jahren soll das Stammwerk in eine reine Fabrik für Elektroautos umgebaut werden. „Wir investieren hier 650 Millionen Euro und werden damit bereits ab Ende 2027 erfolgreich die Transformation zur E-Mobilität abgeschlossen haben“, sagte BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic gestern in München. BMW löse sich von Traditionen, um Raum für die Zukunft zu schaffen.

Beim Umbau wird die Herausforderung jetzt darin liegen, ein Werk auf einer eng begrenzten Fläche mitten in einer Millionenstadt parallel zur laufenden Produktion umzubauen. Denn während die ersten Hallen bereits abgerissen werden, sollen weiterhin jeden Tag rund 1000 neue Fahrzeuge vom Band rollen.

Welche historische Dimension der Umbau hat, verdeutlichte gestern der Leiter des Münchner Stammwerks, Peter Weber: „Wir werden in den nächsten drei Jahren das Werk München so umgestalten, dass die Produktionssysteme für die nächsten Jahrzehnte Bestand haben.“ Anders gesagt: Es geht hier nicht um eine kleine Umbaumaßnahme, das Werk soll komplett auf das Zeitalter der Elektromobilität zugeschnitten werden. Weber spricht von der „größten Transformation in der Geschichte des Werks München“.

Dazu muss man wissen: An der Lerchenauer Straße in der bayerischen Landeshauptstadt hat BMW in der über 100-jährigen Geschichte der Fabrik bereits Flugzeugmotoren und Motorräder hergestellt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg startete BMW an diesem Ort mit der Produktion von Autos und Fahrzeugmotoren. 75 Jahre nach Einführung des BMW 501 im Jahr 1952 soll im Jahr 2027 in München aber die Ära von Autos mit Verbrennungsmotor zu Ende gehen.

Ein Jahr zuvor, im Jahr 2026, will BMW in München die Produktion der Limousine der „Neuen Klasse“ starten. Dabei handelt es sich um ein vollelektrisches Fahrzeug, das den Standard von Elektroautos neu definieren soll: Das Auto soll um 25 Prozent effizienter sein als ein heutiger i4. Gestartet werden soll die Produktion der „Neuen Klasse“ im neuen Werk im ungarischen Debrecen und anschließend neben München auch im chinesischen Shenyang. Design und Formsprache der E-Autos sollen an einen klassischen BMW erinnern. Den Namen „Neue Klasse“ hat das Unternehmen nicht zufällig ausgewählt: 1962 gab es von BMW schon einmal eine „Neue Klasse“, der Mittelklassewagen war ein Verkaufsschlager. Daran will BMW anknüpfen – nur diesmal mit Elektroantrieb.

Artikel 2 von 10