München – Aktionärsvertreter haben am Wochenende verärgert über die Führungskrise beim Münchner Agrarkonzern BayWa reagiert. „Aus Sicht der Aktionäre ist der Vorgang unglücklich, da er Unstimmigkeiten zwischen Vorstand und Aufsichtsrat offenbart“, erklärte Daniela Bergdolt, Vize-Präsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), am Sonntag gegenüber unserer Zeitung. Das plötzliche Niederlegen des Aufsichtsratsmandats durch den früheren Vorstandsvorsitzenden Klaus Lutz werfe viele Fragen auf. „Compliance-Vorwürfe sind immer schwerwiegend und müssen aufgearbeitet werden“, sagte Bergdolt. Die Aktionäre würden auf der Hauptversammlung im Juni präzise Fragen stellen und versuchen, den Fall aufzuarbeiten. Aktuell seien die Vorwürfe von außen nur schwer zu beurteilen, da zu wenige Informationen bekannt seien. In einem Punkt ist sich Bergdolt aber sicher: „Die Reputation des Unternehmens, aber auch der Beteiligten leidet.“
Der Vorsitzende des BayWa-Aufsichtsrats, Klaus Josef Lutz, hatte am Freitag nach Unternehmensangaben mit sofortiger Wirkung sein Amt als Mitglied im Kontrollgremium niedergelegt. Zuvor hatte der Aufsichtsrat „eingehend über den Vorwurf eines mutmaßlichen Compliance-Verstoßes“ von Vorstandschef Marcus Pöllinger beraten und Pöllinger dann „das uneingeschränkte Vertrauen ausgesprochen“. Welcher Art der angebliche Verstoß gegen die Regeln guter Unternehmensführung gewesen sein soll, wurde nicht mitgeteilt.
Pöllinger arbeitet seit 2008 für die BayWa und gehört seit 2018 dem Vorstand des SDax-Konzerns an. Vor neun Monaten hatte Pöllinger den Chefposten von Lutz übernommen. Lutz wechselte in den Aufsichtsrat. Lutz ist seit 2021 auch Präsident der IHK für München und Oberbayern sowie Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK). sh