Google schafft die Cookies ab – für andere

von Redaktion

Berlin – Wo man auch im Internet unterwegs ist, überall lauern sogenannte Cookies. Die Datensätze, die Browser auf den Rechnern und Smartphones ihrer Nutzer speichern, sind eine wesentliche Säule für personalisierte Online-Werbung. Doch der Druck auf die Browseranbieter wächst. Angesichts staatlicher Vorschriften und eines wachsenden Bewusstseins der Nutzer für Datensicherheit sehen viele eine sogenannte „Cookieless Future“ bevor. Nach dem Vorgehen von Apple und Firefox-Entwickler Mozilla gegen Cookies von Drittanbietern, will auch Google sie noch in diesem Jahr bei seinem Browser Chrome herausdrängen.

Einen ersten Schritt machte das Unternehmen bereits zu Jahresbeginn. Seit dem 4. Januar ist bei etwa einem Prozent der Nutzer des Chrome-Browsers der Zugriff von Webseiten auf die Drittanbieter-Cookies standardmäßig beschränkt, wie das Unternehmen mitteilte. Die Teilnehmer der Testphase wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. In der zweiten Jahreshälfte sollen diese Cookies dann ganz abgeschafft werden – „vorausgesetzt, mögliche verbleibende Bedenken der britischen Wettbewerbsbehörde sind bis dahin ausgeräumt“, teilt Google online mit. Die Cookie-Banner, die beim Öffnen einer Seite aufploppen, bleiben aber vorerst bestehen.

Cookies sind kleine Dateien, die ein Browser auf dem Onlinegerät eines Nutzers speichert. Weil diese Dateien oft eindeutige Kennungen enthalten, können Webseiten ihre Besucher damit wiedererkennen. Ein Browser kann sich somit beispielsweise ein Login merken oder die Inhalte eines virtuellen Warenkorbs. Vor allem machen Cookies aber personalisierte Werbung möglich. Umstritten sind vor allem sogenannte Third-Party-Cookies, die nicht von der besuchten Webseite selbst gesetzt werden, sondern durch eingebettete Inhalte von anderen Seiten. Durch sie können Werbedienstleister die Nutzer über mehrere Seiten hinweg verfolgen.

Durch die Drittanbieter-Cookies seien Nutzer über verschiedene Webseiten hinweg von Drittanbietern trackbar, sagt Lidia Schneck, Partner-Managerin bei Google. Mit der sogenannten Privacy Sandbox solle dies zukünftig so limitiert werden, dass Werbeanbieter nur noch sehr eingeschränkt bestimmte Informationen über Nutzer erhalten. Das individuelle Surfverhalten über verschiedene Webseiten hinweg sollen Drittanbieter ab Ende 2024 so nicht mehr verfolgen können. Stattdessen werden die Websites, die ein Nutzer besucht, dann zum Beispiel mit übergeordneten Werbethemen, sogenannten Topics, gekennzeichnet – also mit Kategorien wie „Sport“, „Reisen“ oder „Haustiere“. Der Browser erfasst die häufigsten Topics eines Nutzers, speichert sie lokal auf dem Endgerät und teilt bei Bedarf maximal drei Werbethemen für die vergangenen drei Wochen mit den Werbeanbietern. So soll für den Nutzer relevante Werbung angezeigt werden, ohne dass die Werbetreibenden wissen, welche spezifischen Webseiten besucht wurden. In den Chrome-Einstellungen können die Nutzer sehen, welche Werbethemen ihnen zugeordnet wurden und gegebenenfalls Änderungen vornehmen.

Die Werbebranche kritisiert die vorgesehene Abschaffung der Drittanbieter-Cookies. Dadurch werde nicht der Datenschutz gestärkt, sondern die Vormachtstellung Googles im Werbeträgermarkt, sagt der Geschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft, Bernd Nauen.

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