Falschgeld-Opfer doppelt geschädigt

von Redaktion

Frankfurt – Schmuck, Uhr oder Auto sind verkauft – doch statt der vereinbarten Summe sitzen die Verkäufer auf Falschgeld. Kriminelle haben arglosen Besitzern von Luxuswaren im vergangenen Jahr in mehreren Fällen in großem Stil Euro-Blüten untergejubelt. Das trieb die Falschgeldzahlen in Deutschland und Europa nach oben.

Hierzulande zogen Polizei, Handel und Banken nach Angaben der Bundesbank knapp 56 600 falsche Euro-Scheine aus dem Verkehr. Das waren gut 28 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „Der Anstieg der Falschgeldzahlen liegt in wenigen größeren Betrugsfällen vor allem mit gefälschten 200- und 500-Euro-Banknoten begründet“, erläuterte Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz am Montag. 8763 gefälschte 200er wurden nach Angaben der Bundesbank sichergestellt, ein Jahr zuvor waren es 2396. Die Zahl der 500-Euro-Fälschungen erhöhte sich von 989 auf 2641 Stück.

Produktion und Ausgabe der 500-Euro-Banknote wurden zwar 2019 eingestellt. Die im Umlauf befindlichen lilafarbenen Scheine sind aber weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel. Die Schadenssumme stieg vor allem in Folge der gut ein Dutzend Betrugsfälle mit großen Beträgen überdurchschnittlich um knapp 90 Prozent auf 5,1 Millionen Euro. Der höchste rechnerische Schaden durch Falschgeld in Deutschland war im Jahr 2004 mit 6,1 Millionen Euro verzeichnet worden.

Kriminelle setzen bei ihren Betrügereien auf einen einfachen Trick: Sie zeigen den Verkäufern von Luxuswaren erst Taschen voller echter Scheine und tauschen diese dann in einem unbeobachteten Moment gegen Taschen mit Falschgeld aus. Betroffene haben doppelt Pech: Die wertvolle Ware ist weg, das Falschgeld wird nicht erstattet.

Dennoch beruhigt Balz: „Trotz der deutlich höheren Zahl an Fälschungen ist das Risiko für Normalbürger, mit Falschgeld in Berührung zu kommen, nach wie vor gering.“ Im Schnitt entfielen nach Berechnungen der Bundesbank im Jahr 2023 in Deutschland sieben falsche Banknoten auf 10 000 Einwohner. „Die Zahlen sind weit weg vom Allzeithoch des Jahres 2015“, ordnete Balz ein. Damals waren 95 400 Blüten in Deutschland aus dem Verkehr gezogen worden. „Insgesamt kann man sagen, dass die Qualität der Fälschungen nicht gestiegen ist“, betonte Balz. „Im Gegenteil: Wir haben eine große Masse an gefälschten Banknoten von sehr niedriger Qualität.“ Beim Großteil der Fälschungen reiche ein einfacher Blick aus, diese als solche zu erkennen.

Einen großen Anteil an den Blüten hatten in Deutschland auch im vergangenen Jahr mit 16 Prozent leicht erkennbare Fälschungen insbesondere von 10- und 20-Euro-Noten mit dem Aufdruck „MovieMoney“ oder „Prop copy“. Diese Banknoten, die im Internet als Spielgeld oder Filmrequisite angeboten werden, weisen keinerlei Sicherheitsmerkmale auf. Dennoch fallen Menschen immer wieder darauf rein.

Die Euro-Währungshüter tüfteln bereits an neuen Sicherheitsmerkmalen, um es Kriminellen noch schwerer zu machen, die Banknoten nachzuahmen. FRIEDERIKE MARX, JÖRN BENDER

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