Ohne Rückenwind ins neue Jahr

von Redaktion

Wiesbaden – Die Hoffnung auf eine baldige Konjunkturerholung in Deutschland schwindet. Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung zum Jahresende 2023 geht Europas größte Volkswirtschaft ohne Rückenwind in die kommenden Monate. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank nach vorläufigen Daten im vierten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,3 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte eine erste Schätzung. Im europäischen Vergleich rangiert Deutschland damit auf einem der hinteren Plätze.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, sieht aktuell keine Anzeichen für eine unmittelbare konjunkturelle Trendwende. „Vielmehr ist zu erwarten, dass sich die deutsche Wirtschaft auch in den kommenden Quartalen zwischen Rezession und Stagnation bewegen wird.“

Nach vorläufigen Angaben der Statistiker gab es zum Jahresende 2023 vor allem bei den Bauinvestitionen und Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen wie Fahrzeuge und Maschinen im Vergleich zum Vorquartal ein deutliches Minus.

„Für das erste Quartal 2024 zeichnet sich erneut ein Rückgang der Wirtschaftsleistung ab“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Dafür spreche der Abwärtstrend der Industrieproduktion, der jüngste Rückgang der Auftragseingänge sowie das niedrige Niveau des Ifo-Geschäftsklimas. „Nach einem Ende der Rezession ist kein kräftiger Aufschwung in Sicht.“

Die Aussichten für das laufende Jahr hatten sich zuletzt eingetrübt. Viele Volkswirte senkten ihre Prognosen und gehen von einem Wachstum von teils deutlich weniger als einem Prozent aus. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet bestenfalls mit einer Stagnation. Einige Ökonomen schließen auch einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im Gesamtjahr 2024 nicht aus.

Sorgen bereiten zurzeit auch die Angriffe von Huthi-Rebellen im Jemen auf Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer. Große Reedereien meiden die wichtige Handelsroute deswegen zunehmend.

Nach Angaben von Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser klagen die Firmen in nahezu allen Wirtschaftsbereichen über eine rückläufige Nachfrage. Zusätzlich werde die Wirtschaft durch eine Reihe von Sonderfaktoren belastet. „Dazu zählen der hohe Krankenstand, die Streiks bei der Deutschen Bahn sowie der außergewöhnlich kalte und schneereiche Januar. Aber erste Lichtblicke gibt es beim privaten Konsum.“

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hatte sich zu Beginn des Jahres verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima fiel im Januar den zweiten Monat in Folge. Auch die Kauflaune der Menschen trübte sich nach Angaben des Konsumforschungsinstituts GfK und des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM) zuletzt wieder ein. Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas müssten weiter in die Zukunft verschoben werden.

Im Euroraum stagnierte die Wirtschaftsleistung nach Daten des europäischen Statis-tikamtes im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal.

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