München – Der Karstadt an der Schützenstraße und der Kaufhof am Stachus: München hat schon zwei riesige Kaufhäuser, die leer stehen. Nach der Pleite von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) im Januar ist auch die Zukunft der verbliebenen vier GKK-Filialen in München ungewiss. Auch weiteren Städten droht ein ähnliches Schicksal. GKK ist zwar auf der Suche nach Investoren, die ihre Angebote bis 11. Februar abgeben sollen. Dennoch stehen wohl viele der 92 GKK-Häuser in Deutschland vor dem Aus. Findet sich für sie eine Nachnutzung? Oder bleiben die Immobilien verwaist?
Hinweise darauf gibt eine Analyse der Münchner Handelsberater Johannes Berentzen und Lars Jähnichen. Sie zeigt: Allein von der letzten Schließungswelle bei GKK in den Jahren 2019/2020 sind über die Hälfte der Gebäude bis heute ohne Nutzung. Im Schnitt dauere es vier bis fünf Jahre, bis in ein Kaufhaus das Leben zurückkehre, manchmal länger. „Ein Negativbeispiel ist Velbert in Nordrhein-Westfalen“, sagt Berentzen. Dort wurde 2009 der Hertie geschlossen, danach scheiterten alle Investoren. 2018 erwarb die Stadt das Haus und riss es ab. Erst ab 2027 sollen dort wieder Geschäfte öffnen.
Doch es geht auch besser, sagen Jähnichen und Berentzen – und führen Augsburg als Beispiel an, wo Schuh Schmid 2015 den alten Kaufhof komplett übernahm. Eher ungewöhnlich, meist müssen sich mehrere Nutzer die riesigen Klötze aufteilen. So wurde in Düsseldorf der 2014 geschlossene Karstadt zum „The Crown“ umgebaut, samt Edeka, Parkgarage und Hotel. Nach dem Aus im Jahr 2009 mutierte der Hertie in Gelsenkirchen bis 2014 zum „Linden-Karree“ mit Restaurants, Wohnungen und Einzelhandel. Und in Dortmund riss man den alten Karstadt ab und errichtete einen Neubau mit Studentenwohnungen, Hotel, Geschäften, Fitnessstudio und Restaurant.
Das zweite Leben gibt es also oft. „Meist läuft es auf eine Mischnutzung hinaus“, bilanziert Jähnichen. Ein Patentrezept gebe es dabei nicht. „Es kommt auf den Standort und die Möglichkeiten der Immobilie an.“ So sei die Umwidmung zu Wohnfläche nur dann realistisch, wenn es genug Fensterflächen und Lichtschächte für Wohnungen gebe. „In München ist das am Rotkreuzplatz relativ einfach, Luxuswohnungen gehen vielleicht auch im Obergeschoss am Stachus.“ In vielen Fällen scheitere der Umbau zu Wohnungen aber an Kosten und am Baurecht.
Gerade um große Häuser in Metropolen müsse man sich aber keine Sorgen machen, so die Berater. Dank viel Tourismus, Kultur, Laufkundschaft und starker Unternehmen seien dort viele Nutzungen denkbar. Da die Suche nach Investoren, Mietern und der Umbau aber oft Jahre dauere, müsse man etwas für den Übergang finden. München war dabei auf einem guten Weg. Recht schnell wollte im Kaufhof am Stachus ein bunter Mix aus Kunst, Gastro, Sport und Einzelhandel einziehen, das „Lovecraft“. Die Initiatoren hatten viel Geld investiert, die Stadt einen Zuschuss bewilligt und das Projekt feierte im September seine Eröffnung. Wegen Baumängeln, fehlenden Genehmigungen und Brandschutzproblemen ging im Dezember schon wieder das Licht aus. Nun scheint das Tischtuch nun zerrissen.
„So darf es auf keinen Fall laufen“, sagen Jähnichen und Berentzen, die darauf hinweisen, wie wichtig eine Zwischennutzung ist, um den oft jahrelangen Leerstand zu überbrücken. „Damit so etwas nicht passiert, müssen sich im Vorfeld alle an einen Tisch setzen und die wichtigsten Fragen klären: Der Vermieter, der Mieter und die Stadt.“ Die Stadt müsse bei Genehmigungen entgegenkommen unter Umständen sogar großzügig fördern, um einen Leerstand zu vermeiden. Denn der sei am Ende für alle am teuersten.