Bayerische Wirtschaft steckt im Stimmungstief

von Redaktion

München – Die Unternehmen im Freistaat bleiben mit ihrer Geschäftslage zunehmend unzufrieden und blicken pessimistisch in die Zukunft. „Die bayerische Wirtschaft steckt in einem Tief fest“, sagte Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) gestern bei der Vorstellung der BIHK-Konjunkturumfrage in München. Mit Blick auf die kommenden Monate und Jahre sagte Gößl: Ein Aufschwung sei nicht erkennbar.

Der BIHK befragt dreimal im Jahr tausende Mitgliedsfirmen zur aktuellen Geschäftslage und den Zukunftsaussichten. 3800 Betriebe haben nach Angaben des BIHK zu Jahresbeginn an der Umfrage teilgenommen. Aus den beiden Werten – also Lage und Erwartungen – berechnen die Volkswirte des BIHK einen Konjunkturindex, der als Indikator für die Stimmungslage in den bayerischen Chefetagen gilt. Der langjährige Durchschnittswert liegt bei 112 Punkten, das bedeutet: Liegt ein Wert darüber, deutet das auf eine überdurchschnittlich gute Stimmung in den Betrieben hin, liegt der Wert darunter, ist die Stimmung unterdurchschnittlich.

Und genau das ist jetzt der Fall, wie aus den gestern veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Demnach hat sich der Index mit 101 Punkten verglichen mit der Umfrage im Herbst kaum vom Fleck bewegt. Fast alle Branchen hätten sich zu Jahresbeginn mit ihrer aktuellen Geschäftslage unzufriedener gezeigt als noch im Herbst, sagte Gößl. Lediglich die Dienstleister hätten bessere Geschäfte gemeldet. Dazu zählten etwa Banken, Versicherungen, aber auch Berater und Wirtschaftsprüfer. „Ohne die Dienstleister wäre die Lage furchtbar schlecht.“ So hat sich beispielsweise die Geschäftslage im Baugewerbe noch einmal deutlich verschlechtert und liegt laut BIHK nun auf dem niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise 2009. Die Industrie beklagt demnach eine schwache Auftragslage, Tourismus und Handel bekommen die Konsumzurückhaltung zu spüren. Auch die Erwartungen bleiben schlecht. „Daraus leiten wir ab, dass wir in diesem Jahr gar kein oder wenn, dann nur ein sehr geringes Wachstum bekommen werden“, sagte Gößl.

Zu Wochenbeginn hatte BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz gegenüber unserer Zeitung auf einen Nebenaspekt der gestern veröffentlichten Umfrage hingewiesen und gesagt, dass 64 Prozent der Befragten die Wirtschaftspolitik in Deutschland inzwischen als das größte Risiko ansähen. Einen so hohen Wert habe es noch nie gegeben. SEBASTIAN HÖLZLE

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