Energiepolitik: Kosten spielen offenbar keine Rolle

von Redaktion

VON ROLAND FARNUNG

Der Präsident des Bundes der deutschen Industrie (BDI), Herr Siegfried Russwurm, hat mit seiner Analyse völlig Recht. Die deutsche Energiepolitik ist „absolut toxisch“. Diese Erkenntnis ist für den BDI neu. Leider kommt diese Erkenntnis aber um Jahre zu spät. Es hätte beim BDI und seinen Mitgliedern auffallen müssen, dass bei allen Plänen zur Energiewende die Frage nach den damit verbundenen Kosten bis heute einfach ausgeblendet wird. Kosten spielen keine Rolle.

Die Idee beim BDI war wohl, dass die Industrieunternehmen durch Subventionen des Staates schon vor hohen Stromkosten geschützt werden. Noch auf dem Klimakongress des BDI im September 2023 wurde Herr Minister Habeck deshalb mit „Standing Ovations“ verabschiedet. Diese Subventionserwartung kann für die Industrie, aber auch für den betroffenen Mittelstand, bei der dafür erforderlichen Größenordnung aufgrund der aktuellen Haushaltslage nicht erfüllt werden. Dabei hat es an Warnungen vor den enormen Risiken der Energiewende, insbesondere auch für die deutsche Industrie und die Arbeitsplätze, nie gefehlt.

Bereits heute beträgt die elektrische Kapazität der regenerativen Erzeugungsanlagen, also Wind- und Photovoltaikanlagen, in Deutschland 152 Gigawatt (GW) bei einem Spitzenbedarf am Markt von 70 GW. Das ist mehr als das Doppelte des derzeitigen Bedarfs. Mehr als 300 Milliarden Euro wurden dafür an Subventionen zu Lasten des Stromkunden aufgebracht. Die Konsequenz sind hohe Kosten für die zeitweise Abschaltung von regenerativen Erzeugungsanlagen, wenn der zu viel erzeugte Strom nicht verbraucht oder übertragen werden kann.

Nach Auskunft von Prof. Burger vom Fraunhofer Institut für Solartechnik soll die derzeitige Kapazität der regenerativen Erzeugungsanlagen auf das Fünffache des heute bestehenden Bedarfs ausgebaut werden. Zu der Frage, zu welchen Strompreisen das führt, meint Prof. Burger, dass es zu keiner Erhöhung kommt, da nur die eingespeisten Kilowattstunden (kWh) bezahlt werden müssten. Aus dieser Aussage lässt sich erkennen, dass selbst Experten nicht wissen, wie die Strompreise für Endverbraucher gebildet werden.

Bei dieser Kapazitätslage nach dem Motto „Viel hilft viel“ müssen trotzdem etwa 50 neue Gaskraftwerke für etwa weitere 16 Milliarden Euro ausgeschrieben werden, die auch in weiter Zukunft mit grünem Wasserstoff betrieben werden können. Das ist erforderlich, um einen „Blackout“ bei einer Dunkelflaute zu vermeiden und ist notwendig, um die noch vorhandenen konventionellen Kraftwerke bis 2030 abschalten zu können.

Hinzu kommen mindestens 128 Milliarden Euro für den Ausbau der Übertragungsnetze von Nord- nach Süddeutschland. Weitere notwendige Investitionen für Batteriespeicher zur Netzstabilisierung sowie Netze für den Transport von Wasserstoff sind hier noch gar nicht berücksichtigt.

Die frühere Einspeisevergütung zur Subventionierung der regenerativen Energie durch die Stromkunden wurde vor zwei Jahren abgeschafft. Sie belastet zwar jetzt nicht mehr den Strompreis, dafür aber den Bundeshaushalt mit 10,6 Milliarden Euro im Jahr 2024 sowie in den Folgejahren. Ich fürchte, dass die Konsequenzen des eingeschlagenen Weges einer „neuen Energiepolitik“, den Ideologen und Politiker unserem Land vorgeschrieben haben, heute überhaupt noch nicht absehbar sind.

Das Weltklima retten wir damit sicher nicht, wenn man bedenkt, dass Deutschland nur weniger als zwei Prozent zur weltweiten CO2-Emission beiträgt. China, einer unserer wichtigsten Wettbewerber und größter CO2-Emittent weltweit, ist an CO2-Minderungsziele nicht gebunden, weil es heute noch den Status eines „Entwicklungsland“ hat. Wie man hört, wird in China alle zwei Monate ein neues Kohlekraftwerk in Betrieb genommen.

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