Osram muss weiter kämpfen

von Redaktion

VON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

München – Als AMS 2019 den weit größeren Lichttechnikkonzern Osram geschluckt hat, waren sich viele Experten einig. Der kleine Sensorhersteller aus Premstätten in Österreich übernimmt sich. Viel hätte dann wirklich nicht zur finalen Bruchlandung gefehlt. 2023 gelang eine Refinanzierung der fusionierten und hochverschuldeten AMS Osram praktisch in letzter Minute. Zurückblicken will der neue Konzernchef Aldo Kamper aber nicht. „Wir schauen nach vorn“, beschied er zur Bilanzvorlage am zweiten Firmensitz München.

Zwar blieben Herausforderungen. Aber nach letzten 2024 anstehenden Sanierungsschritten sei er von einer vielversprechenden Zukunft des Sensor- und Lichttechnikkonzerns überzeugt. Die Weigerung, nicht nur eine Jahresbilanz, sondern auch eine der Übernahme zu ziehen, hat Gründe. Denn die seinerzeitigen Warnungen vor einem Debakel waren berechtigt. Rund 5,5 Milliarden Euro Umsatz brachten AMS und Osram 2019 addiert noch auf die Waage. Um ein Viertel auf 3,6 Milliarden Euro geschrumpft sind die Erlöse 2023 auch wegen der Aufgabe von Geschäftsfeldern, gestand Kamper ein. Weil nun noch einmal unrentable Bereiche im Umfang von 300 bis 400 Millionen Euro Umsatz verkauft werden sollen, schrumpft AMS Osram weiter. Gespräche mit ungenannten potenziellen Käufern laufen. Die Personalentwicklung ist ein Spiegelbild des Verfalls. Fast 27 000 Beschäftigte zählte allein Osram vor fünf Jahren. Heute arbeiten noch rund 20 000 Leute für das fusionierte Unternehmen. Nach den für dieses Jahr geplanten Verkäufen könnten es bis zu 1000 Beschäftigte weniger sein. In Deutschland hat AMS Osram noch rund 5000 Mitarbeiter auf den Lohnlisten, was vor allem dem großen Werk in Regensburg mit allein rund 3000 Leuten zu verdanken ist. In der Zeit unter AMS sind damit 600 heimische Arbeitsplätze verschwunden.

Alle bestehenden Standorte würden aber perspektivisch erhalten bleiben, versichert Kamper. Er selbst managt das heiße Eisen AMS Osram erst seit vorigem Jahr zusammen mit dem ebenfalls neuen Finanzchef Rainer Irle. Auch der Vorstand wurde damit auf zwei Personen halbiert.

Aber gesundet ist der deutsch-österreichische Konzern trotz aller schmerzhaften Häutungen noch nicht. Für 2023 steht ein Jahresverlust von 1,6 Milliarden Euro zu Buche, vor allem bedingt durch Firmenwertabschreibungen. Auch dieses Jahr bringe rote Zahlen, gestand Irle. Wenigstens hat der Aktienkurs am Tag der Bilanzvorlage einen Sprung um über ein Fünftel auf rund zweieinhalb Euro gemacht. Die Marktkapitalisierung liegt damit bei rund zwei Milliarden Euro. Allein Osram war zum Zeitpunkt der Übernahme mit 4,6 Milliarden Euro bewertet. 2026 will das neue Managerduo 15 Prozent operative Gewinnmarge schaffen und pro Jahr sechs bis zehn Prozent Umsatzwachstum. Im Auftaktquartal 2024 würden die Erlöse aber erst einmal weiter schrumpfen, räumte Irle ein. Falls es doch noch einmal schlechter kommt, werde das die jüngste Refinanzierung nicht gefährden, beruhigte Irle. „Es droht kein Ungemach von unseren Gläubigerbanken.“

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