Brüssel – In mehreren europäischen Ländern haben Landwirte weiter gegen die Auflagen der Europäischen Union protestiert. In Brüssel blockierten nach Polizeiangaben rund 900 Traktoren den Verkehr – dort berieten am Montag die EU-Landwirtschaftsminister über Antworten auf die Proteste.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sprach sich am Rande des Treffens für weniger Verwaltungsaufwand für die Betriebe aus. Die derzeitige europäische Agrarpolitik sei „ein Bürokratiemonster“, sagte Özdemir. Bei den Bauern gebe es viel Wut über nicht gehaltene Versprechen. Die EU müsse nun das Zeitfenster für „kluge Reformen“ nutzen. Ein durchschnittlicher Landwirt verbringe ein Viertel seiner Zeit am Schreibtisch. „Feldarbeit statt Papierarbeit ist das Gebot der Stunde“, betonte Özdemir.
Frankreich verlangt dagegen, einen EU-Kompromiss zu Emissionen aus der Geflügel- und Schweinehaltung wieder aufzuschnüren. Im Dezember hatten sich Mitgliedsländer und EU-Parlament auf Grenzwerte für „industrielle“ Betriebe geeinigt. Landwirtschaftsminister Marc Fesneau forderte in Brüssel „pragmatische“ Lösungen für die Bauern. Präsident Emmanuel Macron war am Wochenende bei der Pariser Agrarmesse ausgebuht und bedrängt worden. Belgiens Landwirtschaftsminister David Clarinval sagte bei dem Treffen unter seiner Leitung, es gebe aus den 27 Mitgliedsländern 500 Vorschläge für flexiblere Regeln. Diese würden nun eingehend geprüft.