Ifo kappt Prognose und kritisiert Politik

von Redaktion

München – Wenig überraschend senkt das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung ihre Konjunkturprognose für Deutschland. Hatten die Münchner Forscher vor wenigen Wochen für 2024 noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,9 Prozent vorausgesagt, sind es jetzt noch 0,2 Prozent. „Die deutsche Wirtschaft ist wie gelähmt“, diagnostizierte Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser. Bemerkenswerter als die Korrektur ist, was und wen Ifo dafür verantwortlich macht. Denn das ist vor allem die deutsche Wirtschafts- und Finanzpolitik also die amtierende Ampelregierung. „Die Stimmung in Unternehmen und Haushalten ist schlecht, die Unsicherheit groß und das auch im Vergleich zu anderen Ländern“, betont Wollmershäuser. Das gehe auf Dauerstreit in der Ampel und eine fehlende Wachstumsstrategie der Regierung zurück, finden er und Ifo-Chef Clemens Fuest. Private Investitionen würden zurückgestellt und Verbraucher sparten lieber als zu konsumieren, weil niemand wisse, wohin die wirtschaftspolitische Reise geht. Falls die Bundesregierung die Kurve bekommt und Geopolitik oder Energiepreise nicht dazwischenfunken, sagt Ifo für 2025 eine BIP-Wachstum von 1,5 Prozent voraus. Das wäre dann sogar etwas mehr als zuletzt prognostiziert.

Fuest listet auf, was er unter echten Reformen versteht. „Die Wirtschaftspolitik muss jetzt Investitionen und nicht mehr wie seit Jahren Konsum priorisieren“, fordert der Ifo-Chef. Das sei nicht populär, aber erforderlich. Man müsse über längere Lebensarbeitszeit und das Ausmaß von Rentensteigerungen reden oder parteiübergreifend Sondervermögen für Investitionen in Infrastruktur, Wohnungsbau und Digitalisierung schaffen. Dazu müssten Wachstumshemmisse wie überbordende Bürokratie fallen. THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

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