Neustart bei britischen Nobelmarken Jaguar und Land Rover

von Redaktion

München – Seit Jaguar mit seiner Strategie gescheitert ist, den Massenmarkt zu erobern, ist es still um den britischen Hersteller geworden, der mit Land Rover und Range Rover unter dem Dach des indischen Tata-Konzerns vereint ist. Nun wollen sich die Briten wieder stärker als Luxusmarken präsentieren und auch die eingeschlafene Elektrifizierung wieder vorantreiben. Dafür werden in fünf Jahren insgesamt 17,5 Milliarden Euro investiert.

Teil der Luxusoffensive ist eine Modernisierung der Modellpalette, sagte Jan-Kas van der Stelt, Deutschlandchef von Jaguar Land Rover (JLR). Den Anfang macht ein elektrischer Luxus-SUV von Range Rover, der noch in diesem Jahr kommen soll. Er ist das erste reine E-Auto des Geländewagenherstellers. Bis 2030 sind dann vier bis sechs weitere elektrische Geländewagen geplant. Wie viele es genau werden, hänge auch davon ab, wie die Kunden die E-Autos annehmen, so van der Stelt diese Woche in München. Um die Luxusklientel besser zu erreichen, sollen die Fahrzeuge den Kunden künftig bei exklusiven Events in extra angemieteten Villen und Häusern vorgestellt werden, unter anderem in Ferienorten wie Saint Tropez.

Die größten Neuerungen wird es bei Jaguar geben, wo seit Jahren wenig passiert ist. Momentan hat die Traditionsmarke mit der Raubkatze drei Fahrzeuge im Programm: den Sportwagen F-Type, den SUV F-Pace und den elektrischen I-Pace, der schon sechs Jahre auf dem Buckel hat. Alle werden demnächst eingestellt. 2025 wagt die Marke dann den Neustart mit einem elektrischen GT, der beim Design völlig neue Wege gehen will. Van der Stelt versprach einen Aha-Effekt wie beim Jaguar E-Type in den 1960ern. Preis: Wohl ab 120 000 Euro. Das passt zur Strategie, betuchtere Kunden anzusprechen. Später folgen zwei weitere E-Modelle. Jaguar verabschiedet sich damit anders als Land Rover komplett vom Verbrenner.

Nach dem Versuch, sich mit günstigeren Modellen als Volumenhersteller neu aufzustellen, probte JLR schon ab 2021 die Rolle rückwärts. Vor allem die Marke Land Rover wurde seither geschärft. Die Folge: in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2023/2024 erzielte JLR weltweit einen Rekordumsatz von 24,7 Milliarden Euro, 35 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn stieg auf 734 Millionen Euro.

Zugpferd waren die Geländewagen von Land Rover. Besonders beliebt: der Defender. Von den fast 17 000 im vergangenen Jahr in Deutschland verkauften JLR-Autos waren 4500 Defender. Vor allem in Hamburg und in Oberbayern soll er sehr gefragt sein, heißt es. Den Defender gibt es als Diesel und Benziner, eine reine E-Variante soll aber offenbar folgen.

Jaguar und Land Rover wurden 2008 vom indischen Autohersteller Tata Motors gekauft und fusionierten 2013. Tata Motors teilte diese Woche mit, sich in eine Nutzfahrzeug- und eine Autosparte aufspalten zu wollen. Zu Letzterer wird weiter auch JBL gehören. ANDREAS HÖSS

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