München – In und um München ist Wohnraum knapp und teuer. Daher können seit 2021 Auszubildende der Firma Hoffmann, die nicht aus München und Umgebung kommen, in die auf dem Firmenareal liegende Wohngemeinschaft in Pasing ziehen, die sogenannte Azubi-WG. Ein zweistöckiges, älteres Haus mit knarzenden Böden, warmem Licht und den allseits bekannten Ikea-Möbeln – so wie sie auch in jeder Studentenbude stehen. Auszubildende zu bekommen ist schwierig, Hauptgrund dafür ist der demografische Wandel. Betriebe müssen sich immer mehr einfallen lassen. Wie das geht, zeigte Hoffmann im Rahmen der „Woche der Ausbildung“ der Agentur für Arbeit.
Fahrkostenübernahme, Zuschüsse fürs Fitnessstudio, Sportkurse im hauseigenen Fitnessraum und ein Laptop: All diese Benefits, wie es heute so schön heißt, hat Hoffmann zu bieten. Außerdem ist die Kantine für alle, nicht nur die Azubis, kostenlos und bietet täglich ein Frühstücksbuffet und ein Mittagsmenü. „Freitags gibt es immer Weißwürste oder Rührei. Viele kommen deswegen extra rein, anstatt im Homeoffice zu arbeiten“, erzählt Azubi-Betreuerin Vanessa Zelger. Das Besondere bei der Firma Hoffmann, die die Agentur für Arbeit als „Musterbetrieb“ bezeichnet, ist die Azubi-WG. Dort können vier Auszubildende für 250 Euro im Monat wohnen. Küche, Wohnzimmer, zwei Bäder und vier circa 18 Quadratmeter große Schlafzimmer. In einem wohnt derzeit Lukas Hopf (21). Er ist dualer Student für Wirtschaftsingenieurwesen bei Hoffmann.
Hoffmann ist ein in Europa führendes Unternehmen für Qualitätswerkzeuge, Betriebseinrichtungen und Schutzausrüstungen mit rund 3200 Mitarbeitern weltweit, 1000 davon in München. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 49 Auszubildende in der Landeshauptstadt. Darunter Antonia Weber (23), und Isabella Kaindl, (18). Weber ist im ersten Lehrjahr zur Handelsfachwirtin und Kaindl im zweiten zur Kauffrau für Büromanagement. Beide schätzen es, dass sie viel Eigenverantwortung übernehmen dürfen, aber auch an die Hand genommen werden. „Am besten finde ich die Menschen hier“, sagte Weber. Die 23-Jährige hat davor BWL studiert, jedoch abgebrochen. Nur Lernen sei nichts für sie. Sie sei auch lieber in der Arbeit als in der Berufsschule. Aber: „Die Mischungs macht’s.“
Wilfried Hüntelmann, Geschäftsführer der Bundesagentur für Arbeit in München, sagt: „Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist trotz konjunktureller Flaute sehr hoch.“ Es gebe mehr freie Stellen als Bewerber in den insgesamt rund 300 Ausbildungsberufen. 2023 blieben bundesweit rund 73 400 Ausbildungsstellen unbesetzt. Besonders schwierig sei es im Handwerk, der Hotellerie und in Gaststätten. „Betriebe müssen sich sehr engagieren, um Bewerber zu finden“, betont Hüntelmann. Wie das geht – dafür ist Hoffmann aus Pasing ein Beispiel.