Wien – Alle Prestige-Immobilien aus René Benkos Signa-Imperium werden von einem Treuhänder verkauft. Diesem Plan stimmten die Gläubiger der wichtigen Signa-Tochter Signa Prime am Montag im Handelsgericht in Wien zu. Ein Notverkauf, bei dem die Immobilien womöglich unter Wert verscherbelt worden wären, ist damit vom Tisch. Mehr als 400 Gläubiger von Signa Prime entschieden sich dafür, die Häuser erst in den kommenden Jahren, dafür aber vermutlich zu einem besseren Preis zu veräußern. Treuhänder ist der Insolvenzverwalter Norbert Abel.
Mit dieser Entscheidung werden mehrere prominente Immobilien und Immobilienprojekte mittelfristig den Besitzer wechseln. Dazu gehören unter anderen der im Bau befindliche Elbtower in Hamburg, die Alte Akademie und der Oberpollinger in der Münchner Fußgängerzone sowie der bei Signa verbliebene Anteil des Kadewe in Berlin und 18 Gebäude der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die noch in Signa-Besitz sind. Die Immobilien von Galeria gehören der Signa Development Selection AG. Deren Gläubiger stimmten dem Treuhandplan am Montag ebenfalls zu. Aus steuerlichen Gründen werden die deutschen Immobilien von Signa Prime formell nicht dem Treuhänder unterstellt. Er behält aber über Zustimmungsrechte und offene Forderungen der Signa Prime an deren Untergesellschaften die Kontrolle.
Die Verwertung der Signa-Immobilien durch einen Treuhänder bedeutet die Entmachtung von Benko und seinen Vertrauten im Management von Signa Prime. „Klar ist, dass am Ende Signa nur mehr am Papier bestehen bleibt“, erklärte Gläubigerschützer Gerhard Weinhofer von Creditreform. Für die Gläubiger stellt der Treuhänder nun in Aussicht, dass sie durch den kontrollierten Abverkauf der Häuser 30 Prozent ihres Geldes zurückbekommen. Bei Signa Prime wurden Forderungen in Höhe von rund 12,8 Milliarden Euro angemeldet. Der Verwalter hat davon bislang nur 5,9 Milliarden anerkannt. Signa Development ist mit Forderungen von 2,3 Milliarden Euro konfrontiert, von denen bisher über eine Milliarde anerkannt wurde.
„Letztendlich ist es die wirtschaftlich vernünftigste Lösung“, sagte Weinhofer von Creditreform. Ob die Quote erreicht werde, hänge jedoch davon ab, ob sich der Immobilienmarkt wie vom Treuhänder erwartet erhole, hieß es bei den Gläubigerschützern von KSV 1870. Allerdings waren nicht alle Gläubiger mit dem Plan einverstanden. Dagegen stimmte die Republik Österreich. Ein rascher Abverkauf würde mehr Klarheit in die intransparente Firmengruppe bringen und strafrechtliche Ermittlungen rund um den Signa-Kollaps erleichtern, argumentierte der oberste Rechtsvertreter der Republik, Wolfgang Peschorn, am Freitagmorgen im Radio Ö1. „Und ich hoffe auch darauf, dass die Strafbehörden hier alsbald zielgerichtete Ermittlungen aufnehmen“, sagte er. In Deutschland hat die Münchner Staatsanwaltschaft bereits mit Ermittlungen wegen Geldwäsche-Verdachts bei der Signa-Gruppe begonnen.
Bei der Gläubigerversammlung ging es nur um die Abwicklung von Signa-Immobilien, nicht um den Verkauf von Warenhausbetrieben wie Kadewe und Galeria Karstadt Kaufhof, die ihre Geschäfte in den Häusern haben. Diese ebenfalls zu Signa gehörenden Einzelhändler sind jedoch auch insolvent und suchen Käufer. Weil sie langfristige Mietverträge haben, rechnen sie damit, in den Gebäuden bleiben zu können, betonen Galeria und Kadewe seit Wochen. Da bei Signa die Mieten überhöht seien, hoffen sie zudem auf Nachlässe.