Audi startet endlich in die Zukunft

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

Ingolstadt – Als Audi-Chef Gernot Döllner bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag auf der Bühne stand, war die Zukunft des Unternehmens omnipräsent: Neben ihm stand der neue Audi Q6 e-tron, den der Premiumhersteller am Abend vor der Veranstaltung präsentiert hatte, hinter ihm fuhr das schwarze Elektro-SUV sogar in Übergröße auf einem Bildschirm herum. Das Auto sei der „nächste Technologiesprung in der elektrischen Premiummobilität“, schwärmte Döllner. Es werde Maßstäbe bei Reichweite, Laden, Dynamik und Design setzen.

Dass ein Autobauer ein neues Elektrofahrzeug vorstellt, ist längst Alltag. Für Audi ist die Premiere dennoch ein lang verzögerter Start in eine hoffentlich bessere Zukunft. Der Q6 e-tron ist das erste Fahrzeug auf einer zusammen mit Porsche entwickelten eigenen Plattform für E-Autos mit dem Namen PPE. Mit ihr will sich Audi endlich vom Elektrobaukasten der Konzernmutter VW emanzipieren. Und weil genau dieses wichtige Modell wegen Software- und Elektronikproblemen über zwei Jahre später an den Start ging als geplant, musste Döllners Vorgänger Markus Duesmann schon seinen Hut nehmen.

Nun ist er da, der Q6 e-tron, der mindestens 75 000 Euro kosten wird, dafür aber bis zu 517 PS, bis zu 670 Kilometer Reichweite, ein schlaueres Betriebssystem und bei Bedarf eine Karaoke-Funktion gegen die Langeweile beim Laden mitbringt. Für Audi ist das der Start einer lang erwarteten Modelloffensive. Allein 2024 und 2025 sollen mehr als 20 neue Modelle auf den Markt kommen, deren Rückgrat die PPE-Plattform sein werde. Auch danach wird die Modellpalette weiter elektrifiziert. Bis 2028 gibt Audi für E-Autos und Digitalisierung 29,5 Milliarden Euro aus, für Verbrenner und Hybride sind es 11,5 Milliarden.

Die Stoßrichtung ist also klar: „Die Zukunft ist elektrisch, da will ich gar keinen Zweifel aufkommen lassen“, betonte Döllner am Dienstag. Schon 2026 will Audi sein letztes neues Modell mit Verbrenner vorstellen und den Bau von Benzinern und Dieseln in den Jahren danach langsam austrudeln lassen. Wann genau diese Übergangszeit ende, gab Audi allerdings nicht mehr so präzise an wie früher, wo man 2033 als fixes Enddatum nannte. „Wir können auf unterschiedliche Kundenanforderungen reagieren, wir sind gut und flexibel aufgestellt“, so Audi-Chef Döllner.

In einer Übergangsphase steckt der Autobauer auch geschäftlich, erklärte Finanzchef Jürgen Rittersberger. 2024 werde noch anspruchsvoller als 2023, weshalb Audi einen leichten Umsatzrückgang von 69,9 auf 63 bis 68 Milliarden Euro erwartet. Man müsse in den Anlauf neuer Modelle investieren und wolle das Geschäft in den USA ausbauen. Zugleich schwächle die Wirtschaft, wachse die Konkurrenz und sinke in wichtigen Märkten die Nachfrage nach E-Autos wegen gestrichener Förderprämien. Um die Gewinnmarge mittelfristig auf 14 Prozent zu heben, kündigte Rittersberger ein Sparprogramm an, mit dem Fixkosten gesenkt werden sollen. Ob es auch Personalabbau gebe, ließ er jedoch offen.

Was 2023 betrifft, lag die Marge im Kerngeschäft bei neun Prozent. Audi verkaufte 17 Prozent mehr Autos und machte 13 Prozent mehr Umsatz als im von Lieferkettenproblemen geprägten Jahr 2022. Das Ergebnis sei „robust“, so Döllner, Audi starte „aus einer Position der Stärke“ in die Zukunft.

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