Der Optimismus der Anleger scheint in diesen Tagen unverwüstlich. Kaum hatte der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, am Mittwochabend im Wesentlichen bestätigt, was Anleger und Marktbeobachter erwartet hatten, zogen die Aktienkurse mächtig an. Binnen weniger Stunden gab es weltweit neue Höchststände. Der US-Aktienindex S&P 500 kletterte erstmals über 5200 Punkte, der japanische Nikkei 225 ließ die 40 800 Punktemarke hinter sich, und der deutsche Dax überwand erneut die Marke von 18 000 Punkten. Dabei hatten die US-Währungshüter – wie zuvor auch die europäische Notenbank EZB – die Anlegergemeinde wieder einmal vertröstet und den Leitzins unverändert gelassen. Aber die Aussicht auf Zinssenkungen im laufenden Jahr hatte Powell trotz leicht verschlechterter Rahmenbedingungen bestehen lassen. Das reichte offenbar. „Die unterliegende Inflation ist zuletzt wieder gestiegen. Deshalb haben die Anleger ihre Zinssenkungserwartungen zurückgeschraubt – sowohl für die US-Notenbank als auch für die Europäische Zentralbank“, erklärt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Diese Belastung sei aber überkompensiert worden durch überzeugende Geschäftszahlen der großen Unternehmen für das vierte Quartal. „Treibende Kraft waren in den USA zuletzt die anhaltende KI-Fantasie und damit die Hoffnung auf kräftig steigende Unternehmensgewinne in den nächsten Jahren“, analysiert Daniel Hartmann, Chefvolkswirt der Züricher Bantleon. „Das ist auch auf die europäischen Börsen übergeschwappt“.
SABINE RÖSSING