Baustart für „grünste Batterien der Welt“

von Redaktion

Heide – Bis zu eine Million Batteriezellen im Jahr für Elektroautos will Northvolt in einer großen Fabrik bei Heide in Schleswig-Holstein bauen. 4,5 Milliarden Euro will das schwedische Unternehmen nahe der Nordseeküste investieren und 3000 Jobs schaffen.

Neben Northvolt-Chef Peter Carlsson kamen zum Baustart nicht nur Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), sondern auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). In Regierungskreisen ist von einem Leuchtturmprojekt der Energie- und Verkehrswende die Rede. Der Standort mit Windkraft im Überschuss biete beste Voraussetzungen für die energieintensive Batterieproduktion.

Das Unternehmen will nach eigenen Angaben nicht weniger als die „grünste Batterie der Welt in Serie“ produzieren. Das Werk soll geklärtes Abwasser aus der Region für Kühlzwecke nutzen. Wärme aus der Produktion könnte an ein mögliches Fernwärmenetz der Stadt Heide abgegeben werden. Angedacht ist auch eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos.

„Die Fabrik wird einen Schub für das ganze Land Schleswig-Holstein und insbesondere für die Westküste bringen“, sagte Landeswirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). Gemeinsam mit dem Bund wolle das Land die logistischen Voraussetzungen für den Betrieb schaffen. Die Region Dithmarschen könne mit der Fabrik und bereits existierenden Forschungseinrichtungen sowie der reichlich vorhandenen grünen Energie zur Energiewende-Kompetenzregion werden.

Für Greenpeace zeigt sich in Heide, wie ein zukunftsfähiges Industrieland aussehen könne. „Diese Batteriefabrik nutzt grünen Strom unmittelbar dort, wo er entsteht, sie holt Wertschöpfung zurück ins Land und kann dem bislang viel zu langsamen Umstieg auf saubere E-Autos in Deutschland Schwung verleihen“.

Ministerpräsident Günther sieht sieht vor allem für die deutsche Autoindustrie Vorteile. Für entsprechende Lieferketten müsse „die grünste Autobatterie der Welt eben möglichst auch in Deutschland gebaut werden“, sagte er. Der Umbau auf Erneuerbare Energien sei „Standortvorteil und bedeute Industrieansiedlung“. Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet, dass durch den Bau der Fabrik 10 000 weitere Arbeitsplätze in der Region entstehen: „Daraus ergeben sich riesige Chancen für den Mittelstand.“ Seit 2021 liefen vor Ort Gespräche über die Ansiedlung. Anfang des Jahres genehmigte die EU-Kommission schließlich Fördermittel und Garantien für das Projekt von Bund und Land von 902 Millionen Euro. Sie unterstützen den Bau der Batteriefabrik mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen mögliche Garantien über weitere 202 Millionen Euro. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Millionen auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf Schleswig-Holstein. Es war eine Zitterpartie: Northvolt-Chef Carlsson hatte zwischenzeitlich signalisiert, der Bau in Heide könnte sich verzögern. Als Gründe nannte er die vergleichsweise hohen Strompreise in Deutschland und höhere Subventionen in den USA.

Das schwedische Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Auftragsbestand von mehr als 50 Milliarden Dollar. Kunden sind die Volkswagen-Gruppe, BMW, Scania und Volvo Cars.

Die Wahl des Standorts erklärte der Bundeswirtschaftsminister mit der Verfügbarkeit Érneuerbarer Energie. Northvolt habe in ganz Europa und in ganz Deutschland nach einem passenden Standort gesucht. Laut Robert Habeck wird die Windkraft „zu einem Magnet der Firmenansiedlung“.

Auch das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht im Bereich der grünen Energien große Chancen für Schleswig-Holstein. Es gebe „viele gute regionale und wirtschaftspolitische Gründe, diesen Transformationsprozess zu fördern und zu beschleunigen“, erklärte Institutspräsident Moritz Schularick.

Unter dem Strich sei der Spatenstich allerdings „sehr teuer“ und führe zu einem „Subventionswettlauf“, kritisierte er. „Vermutlich wäre Northvolts Investment auch mit weit weniger Subventionen lohnend gewesen, was nur die Anteilseigner freut.“

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