Berlin – Aufatmen nach mehr als vier Monaten Tarifstreit: Die Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL haben sich geeinigt. Wie die GDL am Montagabend mitteilte, wurde ein Tarifabschluss mit der Bahn erzielt. Ein Bahnsprecher in Berlin bestätigte die Einigung ebenfalls. Beide Seiten wollen am heutigen Dienstagvormittag in separaten Pressekonferenzen über die Details informieren. Streiks drohen den Fahrgästen der Bahn nun nicht mehr. Bis zum Abschluss der Tarifverhandlungen hatten beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Sowohl die Bahn als auch GDL-Chef Claus Weselsky hatten sich zuletzt zuversichtlich geäußert, zu einer baldigen Lösung im Konflikt zu kommen. Wie der Kompromiss aussehen könnte, blieb zunächst offen.
Knackpunkt der Tarifrunde war von Beginn an die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibenden Löhnen und Gehältern. Die Bahn war bei einer vorigen Gesprächsrunde bereit, sich auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich in zwei Schritten bis 2028 einzulassen. Die Gewerkschaft unter ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky lehnte das allerdings ab. Außerdem wollte die Gewerkschaft auch für die Beschäftigten der Infrastruktur verhandeln, für die es bisher keine GDL-Tarifverträge gibt.
Begonnen hatte der Tarifkonflikt Anfang November. Bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde erklärte Weselsky die Gespräche als gescheitert und leitete im Dezember eine Urabstimmung über unbefristete Streiks ein. Insgesamt sechs Mal kam es in der Tarifauseinandersetzung zu Arbeitskämpfen. Nach den erneut gescheiterten Verhandlungen im Februar verschärfte Weselsky die Maßnahmen: Die Arbeitskämpfe sollten künftig deutlich kurzfristiger angekündigt werden, sodass Bahn und Fahrgästen weniger Zeit bleibt, sich darauf einzustellen. Die GDL hatte damit eine Debatte über eine Reform des Streikrechts losgetreten. Vor rund einer Woche haben Bahn und GDL die Gespräche wieder aufgenommen – hinter verschlossener Tür.